
EU-Pellet-Loss-Regulation
22. November 2025Der unsichtbare Kunststoff: Wie wir PVA auf die Spur kommen
Wasserlöslich ist nicht gleich weg: Unsere neue wissenschaftliche Publikation im Rahmen des EU-Projekts UPSTREAM zeigt, wie Polyvinylalkohol zuverlässig nachgewiesen und aus Abwasser entfernt werden kann.
Das Verschwinden, das keins ist
Waschmittel-Pods, Geschirrspültabs, Textilien, Klebstoffe – Polyvinylalkohol (PVA) ist allgegenwärtig. Mit über 650.000 Tonnen jährlicher Weltproduktion gehört dieser wasserlösliche Kunststoff zu den unterschätzten Umweltbelastungen unserer Zeit. Das Tückische: PVA löst sich im Wasser auf – und wird damit unsichtbar. Aber verschwunden? Keineswegs.
Studien zeigen: Rund 77 % des PVA passieren konventionelle Kläranlagen unverändert. Von dort gelangen sie in Gewässer, wo sie den Sauerstoffaustausch behindern, Schaumbildung fördern und als Taxi für Schwermetalle dienen können. Das Label "biologisch abbaubar"? Stimmt nur unter Laborbedingungen, die in der Realität kaum existieren.
Vom Unsichtbaren zum Messbaren
Im Rahmen des EU-geförderten Horizon-Projekts UPSTREAM haben wir bei Wasser 3.0 gemeinsam mit Van Remmen UV Technology eine Lücke geschlossen: die zuverlässige Detektion und Entfernung von PVA aus Abwasser. Unsere Ergebnisse sind jetzt Open Access im MDPI Journal Water erschienen.
Farbreaktion macht PVA sichtbar
Unsere kolorimetrische Methode nutzt eine elegante chemische Reaktion: PVA bildet mit Jod-Borsäure-Lösung einen farbigen Komplex – von Gelb über Grün bis Tiefblau. Die Nachweisgrenze liegt bei 1,28 mg/L, die Wiederfindungsrate bei über 100 %. Wichtig: Verschiedene PVA-Typen (unterschiedliche Molekulargewichte und Hydrolysegrade) reagieren unterschiedlich – polymerspezifische Kalibrierung ist entscheidend für präzise Ergebnisse.
UV-Licht plus Wasserstoffperoxid: 99 % Entfernung
Der Schlüssel zur Entfernung liegt in der Advanced Oxidation Process (AOP) Technologie: UV-C-Strahlung aktiviert Wasserstoffperoxid und erzeugt hochreaktive Hydroxylradikale, die PVA-Ketten aufbrechen. Unsere Optimierung zeigt: Ein H₂O₂/PVA-Verhältnis von 1:1 reicht aus – selbst bei industriellen Konzentrationen von 5 g/L. Die optimale UV-C-Dosis liegt zwischen 7,5 und 12,5 kJ/m² und die optimale H2O2-Dosis beträgt 250 mg/L. Mehr bringt kaum zusätzlichen Nutzen.
Pilotanlage: Der Härtetest mit echtem Industrieabwasser
Labordaten sind gut, Praxisdaten besser. Unsere mobile Pilotanlage kombiniert Wasser 3.0 PE-X® – eine Hybridkieselgel-basierte Agglomerationstechnologie – mit nachgeschalteter Aktivkohlebehandlung. Im Test mit Abwasser aus der Kunststoffverpackungsindustrie: PVA-Reduktion von 24,2 mg/L auf 7,4 mg/L (65 % Entfernung), Mikroplastik-Entfernung bei 99,1 %. Ein Beweis, dass integrierte Lösungen funktionieren.
Was das für die Wasserwirtschaft bedeutet
Diese Publikation liefert das Werkzeug, das Kläranlagenbetreiber und Industrieunternehmen brauchen: eine kostengünstige, robuste Nachweismethode für PVA und validierte Entfernungsstrategien. Basierend auf unseren früheren Arbeiten zur Mikroplastik-Entfernung und zur Prozessoptimierung in kommunalen Kläranlagen erweitern wir damit das Portfolio für nachhaltige Abwasserbehandlung.
Die Kombination aus Detektion, AOP und Adsorption zeigt: Wasserlösliche Polymere müssen kein blinder Fleck bleiben. Mit der richtigen Technologie werden sie messbar – und entfernbar.




