Effekthascherei? Mikroplastik im Abwasser.
28. Juni 2020Erster Newsletter ist online
23. Juli 2020
Bio-basiert oder bioabbaubar?
Was heißt das genau?
Biokunststoffe sind nicht nur ein einziges Material. Sie bestehen aus einer ganzen Familie von Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften und Anwendungen. Ein Kunststoff gilt als
Biokunststoff, wenn er entweder bio-basiert, biologisch abbaubar ist oder beide Eigenschaften aufweist. Dies ist allerdings keine repräsentativ verwendete Definition. Wie in vielen anderen Bereichen auch (z.B. bei der Definition von
Mikroplastik) ist es leider auch hier so, dass viele Industrieunternehmen ihre eigenen Definitionen verwenden und dadurch uns, die Verbraucher auch immer mehr verunsichern. Zusammengefasst bedeutet dies nicht mehr und nicht mehr:
Biokunststoffe sind bio-basiert, biologisch abbaubar oder können beides sein.
Was ist bio-basiert?
Der Begriff „bio-basiert“ bedeutet, dass das Material oder Produkt (teilweise) aus Biomasse (Pflanzen) stammt. Für Biokunststoffe verwendete Biomasse stammt z.B. Mais, Zuckerrohr oder Zellulose.
Was ist biologisch abbaubar?
Der biologische Abbau ist ein chemischer Prozess, bei dem in der Umwelt verfügbare Mikroorganismen Materialien in natürliche Substanzen wie Wasser, Kohlendioxid und Kompost umwandeln (künstliche Zusatzstoffe werden nicht benötigt). Der Prozess des biologischen Abbaus hängt von den Umgebungsbedingungen (z. B. Ort oder Temperatur), vom Material und von der Anwendung ab.
Fakt ist: Biobasiert" ist nicht gleich "biologisch abbaubar".
Die Eigenschaft des biologischen Abbaus hängt nicht von der Ressourcenbasis eines Materials ab, sondern vielmehr mit seiner chemischen Struktur zusammen. Mit anderen Worten, 100 Prozent biobasierte Kunststoffe können nicht biologisch abbaubar sein, und 100 Prozent Kunststoffe auf fossiler Basis können biologisch abgebaut werden.
Und worin steckt nun der Vorteil von Biokunststoffen?
Biobasierte Kunststoffprodukte bieten gegenüber ihren herkömmlichen Versionen zwei wesentliche Vorteile: Sie sparen fossile Ressourcen, indem sie Biomasse verwenden, die sich (jährlich) regeneriert und das einzigartige Potenzial der
Kohlenstoffneutralität bietet. Darüber hinaus ist die biologische Abbaubarkeit eine zusätzliche Eigenschaft bestimmter Arten von Biokunststoffen. Es bietet zusätzliche Möglichkeiten zur Wiederherstellung am Ende der Lebensdauer eines Produkts.
Klingt erst mal ganz schlüssig und warum macht man dann nicht mehr?
In der Kunststoffindustrie ist es wie in vielen anderen prozessbasierten Industrien auch. Wenn der Prozess läuft, möchte man ungern an Stellschrauben drehen oder Prozessschritte anpassen, nur weil man Ausgangsmaterialien ändert. Dies alles dauert nämlich in der Regel sehr lange und kostet Zeit. Da Zeit bekanntlicherweise Geld ist, kommt es noch nicht so häufig vor, dass die „normalen“ Kunststoffe (Polyethylen, Polyproylen), die wir aus unseren Alltagsprodukten kennen, substituiert werden durch bio-basierte Kunststoffe.
In Zukunft wird es mehr darauf hinauslaufen, bis dahin heißt es für uns als Verbraucher, Kunststoffe sparen, wo man kann, denn wenn wir weniger konsumieren, landet weniger im Müll und am Ende freut sich die Umwelt.
Und ganz wichtig an dieser Stelle: Bioabbaure Mülltüten gehören nicht in den Biomüll.