Ausblick: Wasser für Frieden – Weltwassertag 2024
14. März 2024Nachhaltige Bildung und Wissenstransfer
1. April 2024Weltwassertag 2024 - Wasser für Frieden im Plastikzeitalter
Von Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit hat man schon einmal gehört. Aber in welcher Zeit leben wir eigentlich heute? Vielleicht am ehesten in der „Plastikzeit“, oder auch als Anthropozän („Vom Menschen bestimmt“) bezeichnet. Mit dem Einzug von Polymeren und Kunststoffen in den Alltag brach das Zeitalter der Wegwerfgesellschaft an. Und mit diesem kam das große Versprechen, dass mit Hilfe von billigen Kunststoffprodukten, mühevolles Reinigen und Reparieren sowie viele Kosten, zum Beispiel für Transport wegfällt. So war es auch, doch leider hat man viel zu lange Zeit vergessen das Ende eines Produktes mitzubetrachten oder in Kreisläufen und über interne Kreisläufe hinweg zu produzieren, zu verarbeiten, Produkte zu nutzen und wiederzuverwerten.
Vom Alltagshelfer: Polymere und Kunststoffe
Polymere und Kunststoffe (umgangssprachlich oft als Plastik bezeichnet ) sind zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden. Von Verpackungen, Farben, Lacken, Kleidung, Autoreifen bis hin zu technologischen Innovationen, die die Welt verbessern sollen. Alles dreht sich um diese wunderbar wandelbaren Moleküle.
Und ja, es stimmt: Ohne Polymere und Kunststoffe könnten wir nicht so leben, wie wir es tun. Vom Smartphone oder Laptop über Farben, Lacke, Kleidung, medizinische Geräte bis hin zur Einkaufstüte, Autoreifen, Möbel, Kunststoffe aller Art bestimmen unsere Lebenswelt.
Kunststoffe sind langlebig, bestechen durch Vielseitigkeit, Wandelbarkeit und werden in unserem Alltag als kostengünstige Lösungen für eine Vielzahl von Anwendungen eingesetzt. Jedoch führt der weit verbreitete Einsatz von Plastik auch zu schwerwiegenden Umweltproblemen wie Verschmutzung des Süßwasserkreislaufs, fortschreitende Verschmutzung unserer Böden, der Ozeane.
Das Resultat aus der Sicht der Lebewesen: Schwerwiegende, noch nicht vollständig untersuchte und bewertete Eingriffe in die Gesundheit der Menschen und Tiere. Eine nachhaltige Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert ein Umdenken in der Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Kunststoffen.
Anthropo…. was? Wir leben im Zeitalter des Menschen = Anthropozän
Den Begriff "Anthropozän" hat 2002 Paul Crutzen (1933-2021, Nobelpreisträger für Chemie) verwendet und geprägt. Crutzen beschrieb in einem Artikel Geology of mankind, den er für die Wissenschaftszeitschrift Nature verfasste, die Rolle des Menschen seit 200 bis 300 Jahren im Kontext der Erdentwicklung – und das nicht mehr nur lokal, sondern global.
Er nennt als wichtigste Veränderung den Klimawandel durch den Anstieg der atmosphärischen Konzentration von Treibhausgasen. Auch das antarktische Ozonloch, die Nutzung von 30-50 % der globalen Landoberfläche durch den Menschen, die Ausbeutung der Meere durch die Fischerei, Landschaftsveränderungen durch Deichbauten, Flussumlenkungen u.a. Phänomene beschreibt er. An allen Veränderungen trägt der Mensch die Hauptschuld bzw. hat den größten Einfluss.
Plastik und die Umweltprobleme
Fast jedes Stück Kunststoff wird aus fossilen Ressourcen gewonnen und in jeder Phase des Plastik-Lebenszyklus werden Treibhausgase und wassergefährdende Substanzen freigesetzt:
- Förderung und Transport fossiler Rohstoffe.
- Herstellung von Polymeren, deren Verarbeitung zu Millionen von unterschiedlichen Kunststoffprodukten.
- Entsorgung von Kunststoffabfällen.
- Kurz- und langfristige Umweltfolgen durch Plastik und Mikroplastik, die über die unterschiedlichsten Land-,- Luft- und Wasserwege verteilt werden und in der Umwelt verbleiben (Persistenz, Abbau nach mehr als 100, meist bis zu 500 Jahren)
Betrachtet man nur die Abfallrouten (bezogen auf Kunststoffe) kann man das Anthropozän auch so umschreiben: Wir haben Polymere und Kunststoffe in die Welt gebracht, doch leider nicht im Griff, wie man sie wieder loswird. Man könnte fast von einer toxischen Beziehung sprechen. Wir lieben Kunststoffe und gleichzeitig sind sie eine große Gefahr. Nicht nur Plastik und Mikroplastik in der Umwelt sind ein wachsenden Umweltproblem für Menschen, Tiere und Biodiversität. Auch die sachgemäßen und unsachgemäßen Entsorgungsrouten von Kunststoffen sind global betrachtet ein Biodiversitäts- und Klimakiller.
Bedrohung fürs Klima
Da unseren Kunststoffprodukten während der Produktion große Mengen an weichmachenden und konservierenden Chemikalien zugesetzt werden, gelangen bei diesem Vorgang gefährliche Schadstoffe in die Luft, den Boden und unser Wasser. Sie belasten so die Umwelt und die Lebewesen.
Bei der Verbrennung von PVC beispielsweise können sogenannte Dioxine entstehen. Diese sind für die Umwelt stark giftig, vor allem durch das freigesetzte Chlor, dessen ätzende Wirkung eine Gefahr für alle Lebewesen sowie die Biodiversität darstellt.
Über die Luft und das Wasser kommen wir mit dieser Gefahr in Berührung. Teilweise bewusst, sehr häufig unbewusst. Wenn hingegen PET verbrannt wird, also das Gemisch, aus dem unsere Plastikflaschen bestehen, entstehen andere Stoffe. Hierbei wird Wasser in Form von Dampf, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und auch schwarzer Rauch ausgestoßen.
Kohlendioxid ist schon seit Jahrzehnten als Treibhausgas bekannt und verantwortlich für die Klimaerwärmung. Unter dieser leidet dann die Umwelt, da starke Dürre auftritt und so der Lebensraum für viele Tiere immer knapper wird. Ebenso verringert sich die Eisfläche der Antarktis dramatisch. Im Jahr 2019 wurde laut der Zusammenstellung der Heinrich-Böll-Stiftung für die Herstellung und Verbrennung von Kunststoff mehr als 850 Millionen Tonnen Treibhausgase erzeugt (damals: konservative Prognose, genaue Daten liegen nicht vor). Zum Vergleich: Dieser Wert entspricht den Emissionen von 189 500-Megawatt- Kohlekraftwerken.
Ein weiteres Klimagas ist das bei der Verbrennung freigesetzte Kohlenmonoxid. Es wirkt als äußerst gefährliches Atemgift, ist also vor allem für Mensch und Tier enorm gefährlich. Durch den Atmungsprozess gelangt das Kohlenmonoxid in das Blut und führt so zu Ohnmacht oder im schlimmsten Fall zum Tode. Bei der Plastikverbrennung entstehen auch sogenannten aromatische Verbindungen oder auch Aromaten. Dabei handelt es um eine chemische Gruppe, die zum Beispiel Benzol umfasst. Diese Aromate sind höchst gefährlich, da von ihnen eine krebserregende Wirkung ausgeht.
Verbrennen, Recycling, was anderes? - Was ist die Regel?
Im Idealfall sollte Kunststoff recycelt werden, doch ideal gibt es global betrachtet nicht. Die Realität ist vielerorts nicht zirkulär, sondern nach wie vor linear. Und so stellt Plastik mittlerweile eines der größten Probleme unserer Zeit dar. Und die Mythen rund um Plastik halten sich beständig.
Auf vielen Verpackungen steht, dass diese recycelbar sind. Allerdings wird häufig der Müll immer noch nicht richtig getrennt, und so gelangt viel Plastikmüll in die Müllverbrennung, da dieser beim Sortieren einfach nicht erkannt wird.
Dazu kommt, dass es sehr viele verschiedene Arten von Kunststoff gibt, denen wiederum unterschiedliche Stoffe zugesetzt sind. Einige von diesen kann man nicht mehr recyclen und so bleibt meist als einzige Verwertungsart das Verbrennen. Über die Hälfte der gesamten Plastikabfälle werden verbrannt. Dass dabei problematische Schadstoffe freigesetzt werden, verwundert kaum.
Seit ein Großteil des Plastikmülls nicht mehr nach China importiert wird, muss in Deutschland nochmals erheblich mehr Kunststoff verbrannt werden. Das bedeutet noch mehr freigesetzte Emissionen, die dem Planeten schaden.
Unfassbar: Die beständigen Mythen rund ums Plastik
In den letzten Jahren hat sich die Kunststoff- und petrochemische Industrie die Idee des "Netto-Null-Kunststoffs" zu eigen gemacht, um die erweiterte Kunststoffproduktion und -verwendung „in dicken grünen Buchstaben sichtbar für alle zu bewerben“.
Fakt ist aber: Die Herstellung und Verbrennung von Kunststoffen verbraucht bis zu 13 % des ständig schrumpfenden globalen Kohlenstoffbudgets, das zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C erforderlich ist.
Die Kunststoffproduktion beginnt auf der Stufe der fossilen Rohstoffe. Dort beginnt auch die Frage, wie man die Prozesse nachhaltiger machen kann, ressourcenschonender. Das Plastikproblem beginnt vorne - bei der Produktion, nicht mittendrin (Nutzung), nicht am Lebensende der Produkte.
Warum? In jeder Phase ihres Lebenszyklus werden Treibhausgase freigesetzt: bei der Öl- und Gasförderung, beim Transport, während der Kunststoffproduktion und -herstellung, bei der Entsorgung oder Verbrennung von Kunststoffabfällen und bei der Verschmutzung unserer Umwelt durch Kunststoffe.
Aus der Sicht der heutigen Produktionslogik kann man klar festhalten: Plastik wird niemals Teil einer Lösung für die Klimakrise sein.
Nach wie vor halten sich die Mythen rund um Plastik beständig. Dies liegt auch an den geschickten Marketing-Bemühungen der großen Industrien und der Komplexität des Themas.
Wir, Konsument:innen haben in der Regel keine Chance, keine Zeit, kein Interesse den gesamten Prozess vom Beginn bis zum Ende nachzuvollziehen. Stattdessen entscheiden Farbe, Form und Funktion über Nutzen und Notwendigkeit der Anschaffung. Klima, Wasser und Energie spielen meistens eine untergeordnete Rolle. Zeit mit einigen Mythen aufzuräumen.
Fünf Mythen rund um Plastik
Mythos Nr. 1: Die Kunststoffproduktion kann durch den Einsatz von sauberer Energie und Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) emissionsfrei sein.
Antwort: Kunststoffe bestehen aus Kohlenstoff, also ist emissionsfreier Kunststoff unmöglich.
Mythos Nr. 2: Kunststoffabfälle können ein kohlenstofffreier Brennstoff sein.
Antwort: Bei der Verbrennung von Kunststoff wird der Kohlenstoff freigesetzt, ein Prozess, der allgemein als "Verbrennung" bekannt ist. Kohlenstofffrei ist hier nichts.
Mythos Nr. 3: Kunststoffe können ohne Öl und Gas hergestellt werden und werden zu einer Kohlenstoffsenke.
Antwort: Herkömmliche Kunststoffe sind schlecht für das Klima. Alternative Kunststoffe, die mit CCS und Wasserstoff hergestellt werden, könnten noch schlechter sein.
Mythos Nr. 4: Die Verschmutzung durch Kunststoffe wird durch Kompensationsprogramme und grüne Kredite gemildert.
Antwort: Es ist nicht möglich, den Treibhausgasausstoß von Kunststoffen auszugleichen, weder heute noch in der Zukunft.
Mythos Nr. 5: Biokunststoffe werden das Problem lösen.
Antwort: Kunststoffe, die aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt werden, sind immer noch Kunststoffe und erfordern eine kohlenstoffintensive industrielle Landwirtschaft.
Und was sollen wir nun tun?
Die eine Lösung aus der Plastikkrise gibt es nicht. Es gibt viele Ansatzpunkte sofort und unmittelbar und auf lange Sicht Prozesse zu verändern, sei es technologisch, politisch oder sozial-ökologisch. Wir verfolgen die Ziele mit unseren Angeboten und Services die Abwasser und Abfallrouten in den Industrien und kommunalen Kläranlagen (also an den nachweislichen Hotspots) zu verbessern und durch sinnvolle Prozessströme und Maßnahmen Ressourcen zu sparen, Kreisläufe zu schließen und vor allem durch umfangreiche Analytik und transparente Kommunikation die Wissenslücken zu schließen.
Im Kontext Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe heißt dies für uns Mikroplastik-Analytik, technologische Neu- und Weiterentwicklung von Prozessen, Machbarkeitsstudien als Eintrittspfade und Showroom für Veränderungen. Bei uns kann jede:r Teil der Lösung werden, vom Early Adopter über den CEO eines großen Unternehmens bis hin zu Kindern und Jugendlichen und deren Eltern. Wir bauen Brücken für Wasser ohne Mikroplastik. Machen Sie mit?!