
Mikroplastik und Patientengesundheit: Was Mediziner und Patienten wissen sollten
2. November 2025Nanoplastik: Die unsichtbare Bedrohung und die analytischen Herausforderungen
Die Erforschung von Plastikpartikeln in der Umwelt hat eine neue, kritische Dimension erreicht: Während Mikroplastik bereits intensiv untersucht wird, rücken nun noch kleinere Partikel – Nanoplastik – ins Zentrum wissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Diese winzigen Fragmente stellen die analytische Chemie vor fundamentale Herausforderungen und könnten ein weitaus größeres Umwelt- und Gesundheitsrisiko darstellen als bisher angenommen.
Die Größendimension: Warum Nanoplastik eine neue Kategorie darstellt
Die präzise Größendefinition ist entscheidend für das Verständnis der unterschiedlichen Eigenschaften und Risiken: Mikroplastik umfasst Kunststoffpartikel zwischen 1 Mikrometer (μm) und 5 Millimetern (mm), während Nanoplastik als Partikel kleiner als 1 Mikrometer (μm) definiert wird. Eine andere Definition setzt die Grenze für Nanoplastik bei maximal 100 Nanometern (nm).
Diese drastischen Größenunterschiede zwischen Nano- und Mikroplastik haben weitreichende physikalische und biologische Konsequenzen: Nanoplastik kann durch biologische Membranen dringen und ist aufgrund seiner kleineren Größe und penetrativen physikalischen Eigenschaften toxikologisch aktiver als Mikroplastik. Die Bioverfügbarkeit von 50 nm Polystyrol-Nanopartikeln ist zehn- bis hundertmal höher als die von Mikroplastik.
Warum der Begriff Nanoplastik erst jetzt aufkommt
Der Begriff Nanoplastik ist nicht grundsätzlich neu, aber seine systematische wissenschaftliche Erforschung wurde erst durch erhebliche technologische Fortschritte möglich. Während für Mikroplastik bereits validierte Standards entwickelt und wissenschaftlich dokumentiert wurden, stellt die Nanoplastik-Analyse noch analytische Herausforderungen dar.
Für Mikroplastik existieren inzwischen etablierte Referenzmethoden und standardisierte Protokolle, die einen validen Vergleich der Leistung verschiedener Probenahme-, Probenverarbeitungs- und Charakterisierungsansätze ermöglichen. Die Fluoreszenz-basierten Verfahren haben sich als zuverlässige und reproduzierbare Methoden für die Mikroplastik-Detektion etabliert.
Erst kürzlich entwickelte Technologien wie die oberflächenverstärkte Raman-Spektroskopie (SERS), die Nanoplastik bis zu einer Größe von 50 nm detektieren kann, oder die hyperspektrale stimulierte Raman-Streuungs-Mikroskopie ermöglichen es nun, diese winzigen Partikel systematisch zu erforschen.
Vorkommen und Konzentrationen: Die erschreckende Realität
Die neueste Forschung offenbart das wahre Ausmaß der Nanoplastik-Kontamination: In Flaschenwasser wurden Konzentrationen von etwa 240.000 ± 130.000 Partikeln pro Liter geschätzt, wobei etwa 90% davon Nanoplastik sind. Dies ist um Größenordnungen höher als die zuvor berichteten Mikroplastik-Häufigkeit in Flaschenwasser.
Quantitative Analysen mittels Pyrolyse-Gaschromatographie-Massenspektrometrie zeigten Nanoplastik-Konzentrationen zwischen 0,04 und 1,17 μg/L in Umwelt- und Trinkwasserproben. Die vorherrschenden Polymer-Komponenten waren Polyethylen (0,10-1,17 μg/L), Polyethylenterephthalat (0,06-0,91 μg/L), Polypropylen (0,04-0,79 μg/L) und Polystyrol (0,06-0,53 μg/L).
Studien in den letzten zwei Jahren haben Nanoplastik in menschlichem Blut, in Leber- und Lungenzellen sowie in Fortpflanzungsgeweben wie der Plazenta und in den Hoden gefunden. Weltweit wurde Nanoplastik in der Luft, im Meerwasser, im Schnee und im Boden nachgewiesen.
Die fundamentalen Limitationen spektroskopischer Methoden
Die Detektion von Nanoplastik scheitert an den physikalischen Grenzen etablierter analytischer Verfahren, wobei spektroskopische Methoden deutlich stärkere Limitationen aufweisen als mikroskopische Ansätze:
FTIR-Spektroskopie: Massive Einschränkungen
FTIR-Spektroskopie hat ein Größenlimit von etwa 20 μm und ist praktisch ungeeignet für die Nanoplastik-Detektion. FTIR ist auf größere Partikelgrößen in der Größenordnung von 20 μm beschränkt und leidet unter starken Hintergrundsignalen von Wasser, was eine sorgfältige Trocknung der Proben erfordert. Zusätzlich können wässrige Proben von Nanoplastik aufgrund der Interferenz von Wasser nicht durch FTIR analysiert werden.
Raman-Spektroskopie: Begrenzte Sensitivität
Raman-Spektroskopie hat ein theoretisches Größenlimit von etwa 1 μm, aber Raman-Streuung ist ein inhärent schwacher Prozess, bei dem nur etwa eines von 108 Photonen des einfallenden Lichts gestreut wird. Im Fall von Nanoplastik mit kleinem Volumen wird normale Raman-Spektroskopie als ungeeignet für die Detektion von Nanoplastik aufgrund des intrinsisch niedrigen Streuquerschnitts betrachtet.
Etablierte Techniken für die MP-Partikelanalyse, wie FTIR- und Raman-Mikrospektroskopie, haben Größendetektionslimits von etwa 10 μm bzw. 1 μm.
Die Überlegenheit mikroskopischer Methoden
Im Gegensatz zu spektroskopischen Verfahren zeigen mikroskopische Techniken weniger fundamentale Limitationen: Konfokale Mikroskopie kann derzeit Partikel bis zu einer Größe von 300 nm abbilden, aber diese Auflösung kann durch bessere Kontrolle über die Phase des Laserstrahls weiter verbessert werden.
Neuheiten im Schnellcheck:
- Oberflächenverstärkte Raman-Spektroskopie (SERS)
SERS kann aufgrund ihrer Robustheit, Effizienz, einfachen Bedienung und möglichen Kopplung eine der effizientesten und geeignetsten analytischen Methoden für die Analyse von Nanoplastik sein. SERS ermöglicht die Identifikation von Polystyrol-Nanoplastik mit einem Auflösungslimit von bis zu 50 nm.
Jedoch bestehen auch hier Limitationen: Trotz der Erwartung, dass SERS für die Analyse von Nanoplastik geeignet sein wird, gibt es immer noch viele Einschränkungen, wie eine aufwändige Probenvorbereitung, z.B. Goldbeschichtung, schwache Signale oder Interferenzen von Molekülen auf der Nanoplastikoberfläche.
- Stimulierte Raman-Streuungs-Mikroskopie (SRS)
Die hyperspektrale SRS-Mikroskopie stellt eine leistungsstarke Möglichkeit zur Nanoplastik-Detektion dar, die Sensitivität, Spezifität und Durchsatz kombiniert. Diese Methode ermöglicht es, im Gegensatz zum Raman-Mapping, das normalerweise 1-10 Sekunden Integrationszeit pro Pixel benötigt, Integrationszeiten von weniger als 1 ms/Pixel für die Bildgebung einzelner Nanoplastikpartikel zu erreichen. Mit einer Auflösung von 200 nm konnte so 500 nm Nanoplastikpartikel erfolgreich detektiert werden.
Wo stehen wir heute in Sachen Standardisierung? Durchbruch durch innovative Fluoreszenzmethoden
Während traditionelle spektroskopische Methoden keine standardisierten Protokolle für die Detektion und Quantifizierung von Mikroplastik und Nanoplastik aufweisen, hat Wasser 3.0 mit innovative Fluoreszenzmethoden in den letzten Jahren ein standardisiertes, zuverlässiges Verfahren zur Mikroplastikdetektion etabliert.
Die Analyse von Mikro- und Nanoplastikpartikeln ist extrem komplex und vielfältig in Bezug auf Größe, Form, Dichte, Polymertyp und Oberflächeneigenschaften. Da die Partikelkonzentrationen in verschiedenen Medien um bis zu 10 Größenordnungen variieren können, gleicht die Analyse solcher komplexen Proben der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Jedoch zeigen neueste wissenschaftliche Arbeiten, dass standardisierte Fluoreszenzverfahren für die Langzeit-Überwachung von Mikroplastik in Kläranlagen und Flussgewässern erfolgreich eingesetzt werden können. Diese Methoden ermöglichen vergleichende Langzeit-Studien zwischen verschiedenen Kläranlagen mit unterschiedlichen Behandlungsstufen. Neuste Licht- und Fluoreszenzmikroskopische Techniken können Auflösungen von bis zu 20 nm erreichen, wodurch sich auch ein hohes Potential für die fluoreszenzbasierte Nanoplastikdetektion ergibt.
Der etablierte Ansatz von Wasser 3.0 detect MP-1 für Mikroplastik
Die von Wasser 3.0 entwickelte Technologie stellt einen wichtigen Fortschritt für die Mikroplastik-Detektion dar und ist bereits als standardisierte Methode wissenschaftlich etabliert und in zahlreichen Artikeln, die das peer-reviewe Verfahren durchlaufen haben, dokumentiert. Das Detektionsverfahren nutzt speziell entwickelte Fluoreszenzmarker mit dem abcr eco Wasser 3.0 detect MP-1 Standard.
Das wissenschaftlich validierte Prinzip für die Mikroplastik-Detektion
Die Detektion von Mikroplastik in Wasser erfolgt mit speziell entwickelten Fluoreszenzmarkern. Diese werden zur Wasserprobe hinzugefügt, die sowohl Mikroplastik als auch andere Partikel enthält. Die Marker färben selektiv Mikroplastikpartikel an (starke Fluoreszenz), aber nicht natürliche Partikel (diese zeigen keine oder nur eine vernachlässigbare Fluoreszenz).
Der entscheidende Durchbruch liegt darin, dass bei der Fluoreszenz-Anfärbung von Mikroplastik die Größe innerhalb des Analyse-Bereichs irrelevant wird. Das validierte Verfahren ist speziell für Mikroplastik entwickelt und getestet worden. Lediglich die Auflösung des verwendeten Mikroskops bestimmt die untere Detektionsgrenze – nicht die physikalischen Limitationen der spektroskopischen Methoden.
In Langzeit-Anwendungen bestätigt
Die Methode wurde bereits erfolgreich für die Langzeit-Überwachung von Mikroplastik in deutschen kommunalen Kläranlagen eingesetzt. Vergleichsstudien zwischen verschiedenen Kläranlagen mit zwei, drei und vier Behandlungsstufen zeigen die Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit des Verfahrens für die Mikroplastik-Analyse.
Besonders bemerkenswert sind Fallstudien zur zuverlässigen Mikroplastik-Überwachung in Flussgewässern, welche die innovativen Fluoreszenzfarbstoffe verwendet.
Die einfache und schnelle Analysemethode ermöglicht auch eine standardisierte kontinuierliche Überwachung der Mikroplastikbelastung in Wasserbehandlungsprozessen.
Die Herausforderung bei Nanoplastik
Während die Fluoreszenz-basierte Detektion für Mikroplastik bereits etabliert und validiert ist, bleibt die Nanoplastik-Detektion eine wissenschaftliche Herausforderung. Die fundamentalen physikalischen Limitationen spektroskopischer Methoden bei Nanoplastik erfordern weitere methodische Entwicklungen und Validierungen für diesen kleineren Größenbereich. Die fluoreszenzbasierte Nanoplastik Detektion durch Kombination mit modernsten Lichtmikroskopen bietet hier ein hohes Potential.
Die Zukunft der Nanoplastik-Analytik
Ein einzelner Mikroplastikpartikel kann in Milliarden von Nanoplastikpartikeln zerfallen, was darauf hindeutet, dass die Nanoplastikverschmutzung weltweit überwiegen wird. Es gibt wachsende Belege dafür, dass Nanoplastik in der Umwelt häufiger vorkommt als das größere Mikroplastik.
Zukünftige Entwicklungen könnten sich darauf konzentrieren, verschiedene analytische Techniken zu integrieren, um eine umfassendere Detektion zu ermöglichen, portable, vor Ort einsetzbare Werkzeuge für die Vor-Ort-Überwachung zu entwickeln und standardisierte Protokolle zu etablieren.
Die bereits erfolgreiche Anwendung von Lösungen wie Wasser 3.0 detect mit dem standardisierten MP-1 Fluoreszenzmarker zeigt, dass innovative Ansätze die fundamentalen Limitationen herkömmlicher spektroskopischer Methoden für die Mikroplastik-Detektion bereits überwunden haben. Durch die größenunabhängige Anfärbung innerhalb des Mikroplastik-Bereichs ist eine einheitliche, standardisierte Detektion von Mikroplastik bereits Realität – wiewissenschaftliche Langzeitstudien und Vergleichsuntersuchungen belegen.
Für Nanoplastik bleibt die Detektion eine Herausforderung, die weitere Forschung und Methodenentwicklung erfordert. Die Zeit des analytischen "Blindflugs" bei der Mikroplastik-Detektion ist durch solche innovativen Fluoreszenz-basierten Verfahren bereits beendet, während sowohl spektroskopische Methoden als auch die Nanoplastik-Analytik weiterhin an ihren Grenzen arbeiten.




