Nanoplastik - Die unsichtbare Gefahr

Nanoplastik – winzige Plastikpartikel im Nanometerbereich – stellt eine neue Dimension der Umweltverschmutzung dar. Während Mikroplastik bereits intensiv erforscht wird, rücken nun noch kleinere Partikel ins Zentrum wissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Diese ultrakleinen Fragmente können biologische Membranen durchdringen und stellen möglicherweise ein weitaus größeres Gesundheitsrisiko dar als bisher angenommen.

Hinweis: Diese Wissensseite basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen (Stand November 2025). Die Forschung zu Nanoplastik entwickelt sich rasant weiter. Alle zitierten Quellen sind peer-reviewte wissenschaftliche Publikationen.

Was ist Nanoplastik?

Nanoplastik bezeichnet Kunststoffpartikel, die kleiner als 1 Mikrometer (μm) sind. Je nach wissenschaftlicher Definition werden Nanoplastik-Partikel in einem Größenbereich von 1 Nanometer (nm) bis 1 Mikrometer (1.000 nm) eingeordnet. Einige Definitionen setzen die Obergrenze bei maximal 100 Nanometern, ähnlich der Definition von Nanomaterialien in anderen Bereichen.

Diese drastischen Größenunterschiede zwischen Nano- und Mikroplastik haben weitreichende Konsequenzen: Nanoplastik kann biologische Membranen durchdringen und ist aufgrund seiner kleineren Größe und penetrativen physikalischen Eigenschaften toxikologisch aktiver als Mikroplastik.

Der Unterschied zu Mikroplastik

  • Mikroplastik: Kunststoffpartikel zwischen 1 Mikrometer (μm) und 5 Millimetern (mm)
  • Nanoplastik: Kunststoffpartikel kleiner als 1 Mikrometer (μm), typischerweise im Bereich von 1-1000 Nanometern

Die Bioverfügbarkeit von 50 nm Polystyrol-Nanopartikeln ist zehn- bis hundertmal höher als die von Mikroplastik. Ein einzelner Mikroplastikpartikel kann in Milliarden von Nanoplastikpartikeln zerfallen, was darauf hindeutet, dass die Nanoplastikverschmutzung weltweit überwiegen wird.

Quellen und Entstehung von Nanoplastik

Primäre Quellen:

Sekundäre Quellen:

  • Fragmentierung größerer Plastikpartikel durch UV-Strahlung, mechanische Beanspruchung und biologische Prozesse
  • Zersetzung von Mikroplastik durch Umwelteinflüsse

Studien zeigen, dass sogar Organismen wie antarktischer Krill Mikroplastik durch Verdauungsfragmentierung in Nanoplastik umwandeln können.

Vorkommen und Konzentrationen

Umwelt:

Trinkwasser:

  • In Flaschenwasser wurden Konzentrationen von etwa 240.000 ± 130.000 Partikeln pro Liter geschätzt, wobei etwa 90% davon Nanoplastik sind – um Größenordnungen höher als Mikroplastik

Menschlicher Körper:

Aufnahmewege in den menschlichen Körper

Nanoplastik gelangt über drei Hauptwege in den menschlichen Körper:

Ingestion (Nahrungsaufnahme):

  • Kontaminierte Nahrungsmittel, insbesondere Meeresfrüchte und Fisch
  • Trinkwasser, besonders aus Plastikflaschen
  • Abrieb von Plastikverpackungen
  • Partikel < 150 μm können über die Darmschleimhaut aufgenommen werden und ins Lymphsystem gelangen

Inhalation (Einatmen):

  • Nanoplastik in der Atemluft, insbesondere in städtischen Gebieten
  • Partikel < 1,1 μm können über die Lunge in den Blutkreislauf aufgenommen werden

Dermale Exposition (Hautkontakt):

  • Kosmetika und Körperpflegeprodukte
  • Synthetische Kleidung

Kritische Größen für die Translokation:

  • Partikel < 110 μm können über die Pfortader in den Blutkreislauf gelangen
  • Partikel < 20 μm können in innere Organe transportiert werden
  • Partikel < 100 nm können sogar ins Gehirn, die Geschlechtsorgane und über die Plazentaschranke in den Fötus transportiert werden

Gesundheitliche Risiken und toxische Effekte

Wissenschaftliche Untersuchungen haben vielfältige gesundheitsschädliche Effekte von Nanoplastik identifiziert:

Zelluläre und molekulare Effekte:

  • Oxidativer Stress und ROS-Überproduktion (reaktive Sauerstoffspezies)
  • Entzündungsreaktionen und Immunfunktionsstörungen
  • Apoptose (programmierter Zelltod) und Genotoxizität
  • DNA-Schädigung und potenzielle Karzinogenität

Systemische Gesundheitseffekte:

Besondere Risikofaktoren:

  • Je kleiner die Partikel, desto höher die Aufnahmewahrscheinlichkeit und Toxizität
  • Nanoplastik kann als Transportvektor für andere Schadstoffe dienen (Schwermetalle, POPs, PFAS)
  • Additive in Kunststoffen (Weichmacher, Flammschutzmittel) können zusätzliche toxische Effekte haben

Analytische Herausforderungen und Detektionsmethoden

Die Detektion von Nanoplastik stellt die analytische Chemie vor fundamentale Herausforderungen, da etablierte Methoden an ihre physikalischen Grenzen stoßen.

Im Blogbeitrag finden Sie mehr Informationen zu den Limitationen etablierter spektroskopischer Methoden und den Chancen neuer Ansätze.

Forschungslücken und zukünftige Perspektiven

Aktuelle Wissenslücken:

Zukünftige Entwicklungen:

Handlungsempfehlungen und Präventionsmaßnahmen

Individuelle Maßnahmen:

  • Vermeidung von Einwegplastik und Plastikverpackungen
  • Verwendung von Glasflaschen statt Plastikflaschen für Trinkwasser
  • Reduktion synthetischer Textilien und Verwendung natürlicher Fasern
  • Bewusste Auswahl mikroplastikfreier Kosmetik- und Körperpflegeprodukte

Politische und regulatorische Maßnahmen:

  • Verbot von absichtlich zugesetztem Mikroplastik in Verbraucherprodukten
  • Strengere Regulierung der Plastikindustrie an der Quelle
  • Förderung von Kreislaufwirtschaft und plastikfreien Alternativen
  • Einführung erweiterter Herstellerverantwortung

Forschung und Monitoring:

  • Verpflichtende Überwachung der Nanoplastik-Verschmutzung in verschiedenen Umweltkompartimenten
  • Finanzierung und Förderung der Nanoplastik-Forschung
  • Entwicklung standardisierter Analysemethoden
  • Aufklärung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit

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6. November 2025

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