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6. August 2025Die unsichtbare Gefahr: Wie Kontaktlinsen zur Mikroplastikverschmutzung unserer Gewässer beitragen
Millionen von Menschen weltweit tragen täglich Kontaktlinsen – eine praktische Alternative zur Brille, die uns scharfes Sehen ohne sichtbare Sehhilfe ermöglicht. Doch was die meisten nicht wissen: Diese kleinen Kunststoffscheiben könnten zu einem unterschätzten Umweltproblem werden. Forscher:innen haben herausgefunden, dass Kontaktlinsen gleich auf doppelte Weise zur Mikroplastikverschmutzung unserer Gewässer beitragen.
Das Problem beginnt im Abfluss
Das erste und offensichtlichere Problem liegt in der falschen Entsorgung gebrauchter Kontaktlinsen. Viele Träger:innen entsorgen ihre Linsen achtlos über das Waschbecken oder die Toilette, anstatt sie ordnungsgemäß in den Restmüll zu geben. Diese scheinbar harmlosen Plastikscheiben überstehen jedoch die Reise durch das Abwassersystem und die Kläranlagen.
In den Kläranlagen angekommen, werden die Kontaktlinsen durch Bakterien zersetzt. Dabei verändert sich ihre weiche Oberfläche, sie brechen auf und zerfallen schließlich zu Mikroplastik. Diese winzigen Partikel sind so klein, dass sie die Filtersysteme der Kläranlagen passieren können und mit dem Klärschlamm oder dem gereinigten Abwasser in die Umwelt gelangen – direkt in unsere Flüsse, Seen und letztendlich in die Ozeane.
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Mikroplastik direkt vom Auge
Doch das Problem geht noch weiter: Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Kontaktlinsen bereits während des Tragens Mikroplastikpartikel freisetzen. Forscher:innen der chinesischen Nanjing-Universität haben entdeckt, dass Kunststofflinsen bei einer täglichen Tragedauer von zehn Stunden bis zu 90.000 Mikroplastikpartikel pro Jahr abwerfen können. Diese winzigen Teilchen gelangen direkt über das Auge in den Körper des Trägers.
Besonders bedenklich ist dabei die Rolle des Sonnenlichts: UV-Strahlung beschleunigt den Zersetzungsprozess der Kontaktlinsen und erhöht somit die Freisetzung von Mikroplastikpartikeln. Was als praktische Sehhilfe gedacht ist, wird so zu einer direkten Quelle der Mikroplastikbelastung für unseren Körper.
Die Dimension des Problems
Die Zahlen sind alarmierend: Schätzungen zufolge werden allein in den USA jährlich zwischen 44 und 110 Tonnen Kontaktlinsen unsachgemäß entsorgt. Das entspricht etwa 3,36 Milliarden Kontaktlinsen, die ihren Weg in die Kanalisation und von dort in die Gewässer finden. Multipliziert man diese Zahlen mit der weltweiten Nutzung von Kontaktlinsen, wird das Ausmaß des Problems deutlich.
Mikroplastik in Gewässern ist besonders problematisch, da es:
- Von Meerestieren und Fischen aufgenommen wird
- In die Nahrungskette gelangt
- Schadstoffe an sich bindet und konzentriert
- praktisch unzerstörbar ist und sich über Jahrzehnte in der Umwelt ansammelt
Was können Kontaktlinsenträger:innen tun?
Die gute Nachricht ist, dass jede:r Kontaktlinsenträger:in einfach zur Lösung beitragen kann:
Richtige Entsorgung: Gebrauchte Kontaktlinsen gehören in den Restmüll, niemals in den Abfluss oder die Toilette. Viele Hersteller:innen bieten mittlerweile auch Recyclingprogramme für ihre Produkte an.
Bewusste Produktwahl: Bei der Auswahl neuer Kontaktlinsen kann man auf Hersteller:innen setzen, die sich aktiv für Nachhaltigkeit einsetzen und umweltfreundlichere Materialien verwenden.
Längere Tragedauer: Monats- oder Jahreslinsen reduzieren die Menge an Abfall im Vergleich zu Tageslinsen erheblich – sofern sie für den individuellen Gebrauch geeignet sind.
Die Verantwortung der Industrie
Auch die Kontaktlinsenindustrie ist gefordert. Entwicklungen in Richtung biologisch abbaubarer Materialien oder Linsen mit reduzierter Mikroplastikfreisetzung könnten das Problem langfristig entschärfen. Gleichzeitig müssen Hersteller:innen ihre Kund:innen besser über die richtige Entsorgung aufklären.
Fazit: Kleine Linsen, große Wirkung
Kontaktlinsen mögen winzig sein, aber ihre Umweltauswirkungen sind es nicht. Als eine bisher übersehene Quelle von Mikroplastik in unseren Gewässern verdienen sie unsere Aufmerksamkeit. Mit dem richtigen Bewusstsein und korrektem Verhalten können Millionen von Kontaktlinsenträger:innen weltweit dazu beitragen, diese Form der Umweltverschmutzung zu reduzieren.
Die Lösung liegt nicht darin, auf Kontaktlinsen zu verzichten, sondern sie verantwortungsvoll zu nutzen und zu entsorgen. Denn am Ende sind es oft die kleinen, alltäglichen Entscheidungen, die den größten Unterschied für unsere Umwelt machen.
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