
Mikroplastik und Theory of Change
24. Juli 2025
Mikroplastik und Citizen Science
28. Juli 2025Unser Weg zu vergleichbaren Mikroplastik-Daten: Was wir bei Wasser 3.0 gelernt haben
Dieser Artikel basiert auf unserer aktuellen Studie, die vom EU-Innovationsprogramm HORIZON EUROPE und der Veolia-Stiftung unterstützt wurde. Gemeinsam mit unseren Partner:innen arbeiten wir daran, die Mikroplastik-Analytik zu revolutionieren.
Mikroplastik ist überall – in unseren Gewässern, in der Luft, im Boden und sogar in unserem Körper. Als Team von Wasser 3.0 beschäftigen wir uns täglich mit der Frage: Wie können wir Mikroplastik zuverlässig, vergleichbar und kostengünstig detektieren? Unsere neueste Studie gibt Antworten – und zeigt ehrlich auf, wo die Herausforderungen liegen.
Das Problem, das uns antreibt
Obwohl kontinuierlich Daten zur Mikroplastik-Belastung gesammelt werden, fehlten bisher einheitliche Verfahren. Das Resultat: Zwar entstehen Datenmassen, aber diese sind nicht vergleichbar. Genau hier setzen wir an. Unser Ziel ist es, Verfahren zu entwickeln, die nicht nur funktionieren, sondern auch praktikabel und bezahlbar sind.
Unser vierstufiger Ansatz
In unserer Forschung haben wir die Mikroplastik-Analytik in vier Hauptstufen unterteilt:
1. Standardisierte Probennahme
Wir haben zwei Methoden entwickelt: Unsere Particle Sampling Unit (PSU) für repräsentative Proben mit großem Volumen (100 L bis 1 m³) und einfache 0,5-Liter-Stichproben für schnelle Einschätzungen. Beide Verfahren sind standardisiert und liefern vergleichbare Ergebnisse.
2. Schonende Probenaufbereitung
Mit Wasserstoffperoxid entfernen wir natürliche Partikel, ohne das Mikroplastik anzugreifen. Unser Protokoll ist reproduzierbar und für verschiedene Labore anwendbar.
3. Innovative Detektion
Hier liegt unser Durchbruch: Wir setzen auf Fluoreszenz-Mikroskopie mit unserem speziell entwickelten Fluoreszenzmarker „abcr eco Wasser 3.0 detect mix MP-1". Dieser färbt selektiv Mikroplastik an – schnell und zuverlässig.
4. Automatisierte Auswertung
Unsere Software unterscheidet automatisch zwischen leuchtenden Mikroplastik-Partikeln und anderen Partikeln. Das spart Zeit und reduziert subjektive Fehler.

In vier Stufen zu schnellen, validen und vergleichbaren Ergebnissen © Wasser 3.0
Unsere Lösungen für praktische Probleme
Kontamination im Griff Wir haben getestet, was wirklich hilft: In unserem speziellen Mikroplastik-Labor mit Luftschleuse, HEPA-Filter und Schutzanzügen konnten wir störende Partikel um 97% reduzieren – ein messbarer Erfolg unserer Schutzmaßnahmen.
Kostengünstige Alternativen entwickeln Nicht jedes Labor kann sich ein vollautomatisiertes Fluoreszenzmikroskop leisten. Deshalb haben wir gezeigt, wie sich ein herkömmliches Lichtmikroskop mit einfachen Mitteln – LED-Taschenlampe, Filter, Greifarm – zum funktionsfähigen Fluoreszenzmikroskop umbauen lässt. Eine echte Alternative für kleinere Budgets.
Ehrliche Zahlen statt Schönfärberei Wir verschweigen nicht die Herausforderungen. Können diese aber immer besser bewältigen. Während wir zu Beginn Abweichungen:
- Zwischen verschiedenen Mikroskopen von 46,6%
- Zwischen zwei Proben derselben Stelle von 25,8%
- Zwischen verschiedenen Aufbereitungen derselben Probe von 43,7%
fanden, konnten wir diese durch kontinuierliche Messungen deutlich herunterschrauben.
Und es zeigt einmal mehr, dass man mit Einzelmessungen keinen „Blumentopf gewinnt“. Nur durch mehrfache Analysen und unsere standardisierten Verfahren entstehen verlässliche Daten.
Was uns besonders stolz macht
Geschwindigkeit Mit nur zwei bis drei Minuten pro Probe ermöglicht unser Verfahren eine schnelle Routineanalytik. Zum Vergleich: Die Analyse des gesamten Filters dauert 25 bis 30 Minuten – für den Alltag zu langsam.
Praktikabilität Unsere Methoden funktionieren nicht nur im Forschungslabor, sondern auch in der Praxis. Kommunale Kläranlagen und Anlagenbetreiber brauchen schnelle, robuste Lösungen – genau das bieten wir.
Transparenz Wir teilen unser Wissen offen. Über unsere Wasser 3.0 App können alle beim Mikroplastik-Mapping mitmachen und zur Global Map of Microplastics beitragen. Gemeinsam kartieren wir die weltweite Belastung.
Unser Beitrag zur Lösung
Die inhomogene Verteilung von Mikroplastik bleibt eine der größten Herausforderungen. Ob in der Probe oder im Gewässer – Mikroplastik verteilt sich nicht gleichmäßig.
Handlungsempfehlungen für die Mikroplastik-Analytik:
- Mindestens zwei Proben pro Standort analysieren und unsere Standardprotokolle
- Besonders für die Prozesskontrolle haben wir praktikable Lösungen entwickelt. Zwei Messungen pro Jahr, wie die EU-Kommunalabwasserrichtlinie sie vorschreibt, reichen nicht aus. Mit unseren schnellen Verfahren ist eine kontinuierliche Überwachung endlich möglich.
Mit unseren Verfahren schaffen wir die Grundlage für fundierte Entscheidungen und wirksame Gegenmaßnahmen: Werden Sie Teil der Lösung
Die Global Map of Microplastics und all unsere Forschung sind nur durch Spenden und Sponsoring möglich. Wir brauchen mehr Unterstützung, um noch mehr Durchschlagskraft zu entwickeln. Werden Sie Wirkungsbeschleuniger:in für Wasser ohne Mikroplastik!