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5. September 2025Der Mikroplastik-Footprint: Von der Messung zur Zertifizierung – Ein neuer Standard für nachhaltige Produktion
Die unsichtbare Krise
Mikroplastik ist längst in den entlegensten Winkeln unseres Planeten angekommen – vom arktischen Eis bis in die Tiefsee, von der Nahrungskette bis in menschliches Blut und Gewebe. Während der CO2-Fußabdruck bereits als Standard für Klimaschutz etabliert ist, fehlt für Mikroplastik bislang ein vergleichbarer Bewertungsmaßstab. Wir schließen diese Lücke mit der wissenschaftlichen Definition des Mikroplastik Footprints und revolutionären Detektionsmethoden.
Der Mikroplastik-Footprint: Definition und Bedeutung
Der Mikroplastik Footprint ist die Menge an primärem und virtuellem Mikroplastik, die durch ein Produkt in die Umwelt eingetragen wird. Dabei werden sämtliche Schritte des Produktlebenszykluses und alle Produkt-Komponenten ("beyond LCA" Prozessanalyse) einbezogen. Der Mikroplastik Footprint eines Produkts umfasst demnach die Mikroplastikeinträge in die Umwelt aus Produktion, Verarbeitung, Verpackung, Transport, Nutzung und Entsorgung.
Dabei ist virtuelles Mikroplastik ein oft übersehener Aspekt. Es entsteht durch den Einsatz von synthetischen Polymerenin der Herstellung und Verarbeitung von Produkten. Dies ist unabhängig davon, ob das Endprodukt Kunststoffe enthält oder nicht. Diese unsichtbare Komponente macht den Mikroplastik-Footprint besonders komplex und aussagekräftig.
Vom CO2-Footprint lernen: Was braucht die Mikroplastik-Bewertung?
Der Erfolg des CO2-Footprints basiert auf mehreren etablierten Säulen:
- Standardisierte Normen und Methoden
- Zuverlässige Mess- und Detektionsverfahren
- Unabhängige Zertifizierungsprozesse
Die DIN ISO 14064-1 bietet Spezifikation mitsamt einer Anleitung zur quantitativen Bestimmung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen und von Treibhausgassenken auf Organisationsebene, während die ISO 14067 Anforderungen und Richtlinien festlegt, um den Carbon Footprint von Produkten zu quantifizieren.
Für den Mikroplastik-Footprint fehlen solche internationalen Standards noch. Hier sind dringend vergleichbare Normen erforderlich, die:
- einheitliche Definitionen für alle Mikroplastik-Kategorien festlegen
- standardisierte Messverfahren und Bewertungsmethoden etablieren
- klare Systemgrenzen und Bilanzierungsregeln definieren
- Qualitätsanforderungen für Datenerhebung und -validierung bestimmen
Die Fluoreszenz-Mikroskopie: Durchbruch in der Mikroplastik-Detektion
Als Fluoreszenzmarker wurde abcr eco Wasser 3.0 detect mix MP-1 (AB930015) verwendet. Dieser Marker wurde in langjähriger Forschung entwickelt, um selektiv Mikroplastik anzufärben. Die Vorteile dieser Methode sind beeindruckend:
- Schnelligkeit und Effizienz
- Selektive Erkennung
- Kosteneffizienz
Datenreichtum durch automatisierte Analyse
Die Fluoreszenz-Mikroskopie bietet einen entscheidenden Vorteil: massive Datenerzeugung. Ein weitaus schnellerer und zuverlässigerer Ansatz ist der Einsatz von automatisierten Bildgebungswerkzeugen. Diese können einfache Fluoreszenzkameras oder vollautomatisierte Fluoreszenzmikroskope sein, welche von der gesamten Probe Fluoreszenzbilder aufnehmen können.
Diese hohe Datendichte ermöglicht:
- Statistische Robustheit der Messungen
- Automatisierte Partikelzählung und -klassifizierung
- Reproduzierbare und vergleichbare Ergebnisse
- Skalierung auf industrielle Anwendungen
Zertifizierungsprozess für den Mikroplastik-Footprint
Basierend auf den Erkenntnissen der CO2-Zertifizierung sollte ein Mikroplastik-Footprint-Zertifizierungsprozess folgende Struktur aufweisen:
Stufe 1: Methodenvalidierung
- Systemabgrenzung: Definition der Bilanzgrenzen analog zu Scope 1-3 beim CO2-Footprint
- Datenerfassung: Standardisierte Probennahme und -aufbereitung
- Messverfahren: Anwendung validierter Detektionsmethoden (bevorzugt Wasser 3.0 detect)
Stufe 2: Datenverifizierung
- Plausibilitätsprüfung: Überprüfung der Datenqualität und -vollständigkeit
- Reproduzierbarkeitstests: Wiederholungsmessungen zur Sicherstellung der Messgenauigkeit
- Vergleichbarkeitsprüfung: Abgleich mit Referenzwerten und Branchenbenchmarks
Stufe 3: Unabhängige Zertifizierung
- Externe Auditierung: Prüfung durch akkreditierte Zertifizierungsstellen
- Dokumentationsvalidierung: Überprüfung der Berichterstattung und Transparenz
- Kontinuierliche Überwachung: Regelmäßige Re-Zertifizierung und Monitoring
Qualifizierung und Quantifizierung der Mikroplastik-Ströme
Qualifizierung – das "Was":
- Polymertypen-Identifikation (PE, PP, PS, PET, etc.)
- Größenklassen-Bestimmung (>1mm, 1mm-100μm, <100μm)
- Morphologie-Analyse (Fragmente, Fasern, Filme, Beads)
- Additive und Schadstoff-Nachweis
Quantifizierung – das "Wie viel":
- Partikelzahl pro Volumeneinheit
- Massenkonzentrationen
- Oberflächenbelastung
- Frachtenberechnungen über Zeiträume
Die Besonderheit für die schnelle, zuverlässige und kostengünstige Mikroplastik-Detektion, liegt bei den von Wasser 3.0 entwickelten und patentierten Fluoreszenzmarkern. Diese wurden in zahlreichen Forschungs- und Skalierungsprojekten an verschiedenen Wassertypen erprobt und getestet, darunter umfangreiche Analytik im Kläranlagenablauf kommunaler Kläranlagen (>700 Proben, Stand April 2025) und über 500 Probenpunkte im Bereich Gewässermonitoring.
Transparenz als Treiber für Veränderung
Mit dem Mikroplastik Footprint schließen wir Lücken zwischen Industrien und Gesellschaft und schaffen Transparenzund einen Hebel zur Selbstverpflichtung der Hauptverursachenden.
Analog zum CO2-Footprint wird der Mikroplastik Footprint
- Verbraucherbewusstsein stärken und nachhaltige Kaufentscheidungen fördern
- Unternehmen zur Optimierung ihrer Prozesse motivieren
- Investor:innen bei der Bewertung von ESG-Kriterien unterstützen
Wirtschaftliche Anreize schaffen
Zertifizierte mikroplastikarme Produkte können:
- Marktzugang zu nachhaltigkeitsorientierten Segmenten eröffnen
- Compliance-Kosten reduzieren durch proaktive Maßnahmen
- Markenimage und Kundenloyalität stärken
- Risikomanagement in der Lieferkette verbessern
Regulatorische Perspektiven
Viel diskutiert werden die übergeordneten Maßnahmen Ermittlung und Reduktion aller Quellen von Mikroplastik. Nicht nur Beschränkung auf Pellets, Textilien und Reifen, sondern Initiation strenger verbindlicher EU-Maßnahmen, um Mikroplastik an der Quelle zu verhindern.
Ein standardisierter Mikroplastik-Footprint würde:
- Regulatorische Compliance vereinfachen
- Monitoring-Verpflichtungen effizient erfüllen
- Präventive Maßnahmen kosteneffektiv umsetzen
- Internationale Harmonisierung vorantreiben
Fazit: Die Zukunft der Mikroplastik-Bewertung
Durch die Verhinderung des Eintrags von Mikroplastik und weiteren Mikroschadstoffen in unser Wasser bzw. unsere Umwelt bedienen wir den größtmöglichen Hebel, wenn es um konsequenten wasserrelevanten Klima- und Umweltschutz geht.
Mit unserer Definition des Mikroplastik Footprints und der revolutionären Detektion mit abcr eco Wasser 3.0 detect MP-1werden die wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen für eine neue Ära der Umweltbewertung geschaffen. Die Fluoreszenz-Mikroskopie ermöglicht es erstmals, Mikroplastik schnell, kostengünstig und mit hoher Datendichte zu quantifizieren.
Der Erfolg wird davon abhängen, ob es gelingt, die Erkenntnisse aus der CO2-Footprint-Entwicklung zu übertragen: klare Standards, unabhängige Zertifizierung und gesellschaftliche Akzeptanz. Die Zeit ist reif für den Mikroplastik-Footprint als neuen Standard für nachhaltige Produktion. Unternehmen, die heute investieren, werden morgen die Vorreiter einer mikroplastikfreien Zukunft sein.