
Mikroplastik Footprint
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8. September 2025Der unsichtbare Fußabdruck ab Produktion: Mikroplastik aus Schuhsohlen – eine bisher kaum erfasste Umweltbelastung
Während die Öffentlichkeit von vermeintlichen "Kreditkarten-Äquivalenten" an Mikroplastik-Aufnahme und simplen Schuldzuweisungen an Verbraucher:innen abgelenkt wird, entsteht mit jedem Schritt ein messbarer Mikroplastik-Fußabdruck. Aktuelle Forschungsdaten zeigen: Schuhsohlenabrieb ist eine zu wenig beachtete und untersuchte Quelle von Mikroplastik in unserer Umwelt – und die Politik versteckt sich hinter unzureichenden Daten und Lobby-Schätzungen, anstatt nach dem Verursacherprinzip zu handeln.
Die Massenproduktion unserer Alltagsschuhe: Ein Mikroplastik-Problem ab Werk
Die heutige Schuhproduktion basiert auf hochspezialisierten Kunststoffverbindungen. Millionen von Schuhen werden täglich produziert, wobei Sohlen hauptsächlich aus folgenden Materialien bestehen:
- EVA (Ethylen-Vinyl-Acetat): Der dominante Werkstoff für Zwischensohlen moderner Sportschuhe. EVA wird durch Kettenpolymerisation von Ethylen und Vinylacetat hergestellt und macht Schuhe leicht und stoßdämpfend. Der Herstellungsprozess von EVA-Schaum basiert auf petrochemischen Rohstoffen aus fossilen Brennstoffen, was zu Kohlenstoffemissionen und Umweltzerstörung beiträgt.
- Polyurethan (PU): Die Außensohlen bestehen häufig aus Elastomeren wie Polyurethan oder Gummi (z.B. Naturkautschuk, Kohlenstoffkautschuk, Polybutadien, Styrol-Butadien oder deren Mischungen). Diese Materialien sind für ihre Abriebfestigkeit optimiert, erzeugen aber dennoch kontinuierlich Mikroplastik-Partikel.
Der Produktions-Footprint
Mikroplastik-Emissionen entstehen nicht erst ab dem ersten Tag der Nutzung, sondern ab dem Moment, wenn die Herstellung des Produkts beginnt. Das bedeutet für die Schuhsohlen-Diskussion:
- Beim Spritzgussverfahren für EVA-Sohlen
- Durch Abschnitte und Produktionsreste
- Bei der Oberflächenbearbeitung und Texturierung.
Nicht zu vernachlässigen und außer Acht lassen sollte man die während des Spritzgussprozesses entstehenden sogenannte Angüsse und Läufer, die als Abfall behandelt und deponiert werden. Diese Verschwendung ist so signifikant, dass bereits Recycling-Ansätze für EVA-Produktionsabfälle entwickelt werden.
Wichtige Vorkenntnisse zur Bewertung: Die Rolle der Polymerzusammensetzung und Verschleißcharakteristika verschiedener Schuhtypen
Die Polymerstabilität und Verschleißresistenz variiert erheblich zwischen verschiedenen Schuhtypen, was zu unterschiedlichen Mikroplastik-Emissionsraten führt:
- Straßenlaufschuhe: Diese verwenden primär EVA-Schäume mit 19 bis 28 % Vinylacetat-Anteil in der Zwischensohle für optimale Dämpfung. Die Außensohle besteht aus kohlenstoffverstärktem Gummi mit hoher Abriebfestigkeit. Die durchschnittliche Lebensdauer liegt bei 800 bis 1200 km, wobei härtere Gummimischungen weniger Mikroplastik freisetzen
- Geländelaufschuhe (Trail-Running): Charakterisiert durch weiche Gummisohlen für besseren Grip, die 77 bis 343% mehr Mikroplastik-Partikel produzieren als harte Gummisohlen. Die Außensohlen enthalten Polyurethan-Elastomere und Styrol-Butadien-Mischungen für Traktion auf unterschiedlichen Oberflächen.
- Sneaker und Freizeitschuhe: Sneaker-Sohlen zeigen die höchste Toxizität in Auswaschungstests. Sie bestehen hauptsächlich aus thermoplastischen Polyurethanen (TPU) mit Weichmachern und Stabilisatoren. Die geringere Abriebfestigkeit führt zu erhöhter Mikroplastik-Freisetzung bei normalem Gebrauch.
- Alltagsschuhe vs. Sportschuhe: Klassische Lederschuhe mit Gummisohlen-Aufsätzen produzieren deutlich weniger Mikroplastik als vollsynthetische Konstruktionen. EVA-basierte Sohlen zeigen jedoch nach 200 bis 400 Kilometern ersten Kompressionsverlust, was die Abriebrate erhöht.
Physiologische Faktoren und Gewichtseinfluss auf den Mikroplastik-Abrieb
Auch ist nicht verwunderlich, dass die mechanische Beanspruchung der Sohlen direkt mit dem Körpergewicht korreliert. Dies bedeutet: Schwere Läufer (> 80 kg) produzieren proportional mehr Sohlenverschleiß, während die Schrittfrequenz und Aufprallkräfte zusätzlich die Partikelfreisetzung beeinflussen. Hierbei besitzen Kinderschuhe ein erhöhtes Risiko der Mikroplastik-Freisetzung, da Kinderfüße eine höhere Schrittfrequenz pro Kilometer (ca. 1800 bis 2000 Schritte/km vs. 1400 bis 1600 bei Erwachsenen) haben. Gleichzeitig werden Kinderschuhe oft aus kostengünstigeren, weniger abriebfesten Materialien hergestellt. Die Kombination aus häufigeren Bodenkontakten und weicheren Sohlenmaterialien führt zu überproportionaler Mikroplastik-Freisetzung pro Körpergewicht.
Auch Gangmuster und Abriebverteilung sollte man mitbetrachten, wenn man ein Gesamtbild zeichnen möchte. Biomechanische Analysen zeigen, dass Rückfuß-, Mittelfuß- und Vorfußläufer unterschiedliche Verschleißmuster erzeugen. Vorfußläufer produzieren konzentrierten Abrieb im Zehenbereich, während Rückfußläufer gleichmäßigeren Sohlenverschleiß aufweisen.
Diese Punkte kennen wir schon von anderen Produkten: Materialstabilität unter Umwelteinflüssen
- UV-Degradation: EVA-Polymere zeigen UV-Resistenz, aber längere Sonnenexposition führt zu Polymerkettenbrüchen und erhöhter Brüchigkeit. Dies verstärkt die Mikroplastik-Freisetzung exponentiell.
- Temperatureffekte: Bei höheren Temperaturen wird die Polymerstabilität von TPU-Sohlen reduziert. In heißen Klimazonen oder auf erhitztem Asphalt steigt die Abriebrate durch thermische Degradation der Polymerketten messbar an.
- Materialermüdung: EVA-Schäume verlieren nach 100.000 Fersenaufschlägen signifikant an Kompressionswiderstand. Diese Materialdegradation korreliert mit verstärkter Oberflächenrauheit und erhöhter Partikelabgabe.
Das Gesamtbild und der Impact beim Tragen: Reale Daten statt Schätzungen
Im Gegensatz zu vagen Industrieschätzungen liegen sogar bereits konkrete Messdaten vor zu:
- Trail Running Studien (Forster et al., 2023): Bei Trail-Running-Events produzierte der abrasive Verschleiß an Schuhsohlen durchschnittlich 0,3 ± 0,1 bis 0,9 ± 0,2 MPs/linearen Meter/Läufer.
- Oberflächenabhängige Variation: Die Mikroplastik-Ablagerung von Schuhen war auf geneigten und felsigen Wegoberflächen höher als auf flachen und Erdböden. Bei weichen Gummisohlen entstehen 77 bis 343 % mehr Partikel als bei anderen Schuhtypen.
- Hochfrequentierte Bereiche: Eine französische Studie dokumentierte bis zu 800 kleine Schuhsohlenstücke (~ 220 g) pro Jahr auf einem 3 km langen Wanderweg.
Klettersohlen zeigen hohe Konzentrationen von 15 gummispezifischen Verbindungen (25-3405 μg/g), die durch Abrieb zwischen Kletterschuhen und Griffen entstehen. Diese Partikel gelangen als Aerosole in die Innenraumluft und als Staubablagerungen in die Umwelt.
Zum Impact beim Tragen gehört auch: Toxikologische Relevanz von Schuhsohlen-Mikroplastik
Sneaker-Sole-Ausschwemmungen zeigten Wachstumshemmungen bei Algen, Bewegungslosigkeit und Mortalität bei Wasserflöhen sowie schwere Abnormalitäten bei Zebrafischen. Die aquatische Toxizität war hauptsächlich mit Benzothiazol, Schwefelkohlenstoff, Ethylacetat und p-Xylol verbunden.
Schuhsohlen-Fragmente von Sneakern erhöhten die Bodendichte, reduzierten aber die Wasserhaltekapazität des Bodens. Die Mikroplastik-Fragmente und Ausschwemmungen beeinträchtigten direkt Pflanzenwachstum und photosynthetische Aktivitäten.
Wissenschaftlich fundierte Datenerfassung: Schnelle Mikroplastik-Analytik als Schlüssel für Politikgestaltung
Wir haben eine schnelle Analysemethode entwickelt, die standardisierte kontinuierliche Überwachung von Mikroplastik-Belastungen in (Ab-)Wasserbehandlungsprozessen ermöglicht. Die Besonderheit für schnelle, zuverlässige und kostengünstige Mikroplastik-Detektion liegt in den von Wasser 3.0 entwickelten und patentierten Fluoreszenzmarkern.
Mikroplastik rückt damit in den Fokus der Wasseranalytik, denn bisher war die Analyse entweder zu teuer, nicht standardisiert oder zu kompliziert. Mit unserem Wasserstandard für Mikroplastik können wir diese Lücke schließen.
Mit der kontinuierlichen Datenerfassung ermöglichen wir:
- Identifikation von Emissionsquellen
- Quantifizierung tatsächlicher Belastungen
- Bewertung von Reduktionsmaßnahmen
- Politische Entscheidungen auf Datenbasis statt Lobby-Schätzungen
Der Konflikt mit dem politischen Imperativ: Verursacherprinzip statt Verbraucherverantwortung
Nach wie vor versteckt sich die Politik hinter drei problematischen Strategien:
- Lobby-Schätzungen akzeptieren: Industrienahe Studien werden ohne kritische Prüfung übernommen
- Verbraucherverantwortung adressieren: Individuelle Verhaltensänderungen werden als Lösung propagiert
- Datendefizite ignorieren: Fehlende Standardisierung wird als Ausrede für Untätigkeit genutzt
Was wir brauchen: Einen Schlussstrich unter wissenschaftsfreien Zonen in der Umweltpolitik
Mikroplastik aus Schuhsohlen ist eine quantifizierbare, systematische Umweltbelastung. Mit jedem Schritt entstehen messbare Mengen toxischer Mikropartikel, die in Böden, Gewässer und die Nahrungskette gelangen.
Die Zeit der vagen Schätzungen und Ablenkungsmanöver sollte mit der Implementierung der Standardanalytik für Mikroplastik nun auch endlich vorbei sein. Wissenschaftlich fundierte Schnellanalytik, sollte zeitnah beauftragt werden, um die Datengrundlage für effektive Regulierung zu schaffen.
Oder Sie beauftragen uns! Denn wir liefern schnell und unabhängig Daten. Bauen ein korrektes Studiendesign und lassen uns nicht bei der Durchführung extern beeinflussen.
Was uns antreibt ist ein Ziel: Die Politik muss endlich das Verursacherprinzip durchsetzen. Nicht wir – die Verbraucher – tragen die Verantwortung für systemische Umweltverschmutzung, sondern die Hersteller müssen für die externen Kosten ihrer Produkte haften.
Nur so entstehen die notwendigen Innovationsanreize für wirklich nachhaltige Lösungen – von plastikfreien Sohlen bis hin zu kreislaufwirtschaftlichen Produktionsmodellen. Für sauberes Wasser und gesunde Ökosysteme brauchen wir Taten statt Lippenbekenntnisse.