
Entfernung von Mikroplastik, PVA und PFAS aus Abwasser
12. Juni 2025
Mikroplastik und die Kreditkarten-Lüge
20. Juni 2025Expedition in die Heimat: Von der „Winzinger Scheid“ bis zu den Pfälzischen Rheinauen dem Mikroplastik im Rehbach auf der Spur
Das Motto der Surfrider Baden-Pfalz ist „Net babble – mache!“ Also haben wir vor einigen Wochen entschieden, dass wir im Verbund konkret etwas gegen die Mikroplastik-Problematik in den Gewässern machen, und zwar gemeinsam. Die Surfrider waren von der ersten Minute an begeistert, dass wir nicht nur gemeinsam herausfinden können, wieviel Mikroplastik im Wasser schwimmt, sondern auch eine Möglichkeit mitliefern, die Einträge zu reduzieren oder es an geeigneten Stellen wieder herauszubekommen.
Elke hat ihre Erlebnisse beim Rehbach Mikroplastik-Mapping zusammengetragen – wir möchten euch diese nicht vorenthalten.
An zwei Sonnentagen im Mai waren wir unterwegs und haben uns einen kompletten Bach – den Rehbach - von der Quelle bis zur Mündung vorgenommen. Länge: ca. 30 km. Anzahl der Proben für die Mikroplastik-Analytik: zehn.
Warum ist der Rehbach besonders?
Ungewöhnlich am Rehbach ist, dass er gar keine eigene Quelle hat, sondern an der „Winzinger Scheid“ in Neustadt an der Weinstraße vom Speyerbach abgezweigt wird. Grund: ein Streit um das Wasser für die zahlreichen Mühlen zwischen der Kurpfalz und der Stadt Speyer im Jahre 1569. Von diesen Mühlen gibt es tatsächlich noch welche, ansonsten verläuft der Bach nicht nur durch Wiesen, sondern auch manchmal in einen Kanal gezwängt, an drei großen Schnellstraßen (A65/ A61/ B9) mit entsprechend anfallendem Reifenabrieb als Quelle für Mikroplastik vorbei. Auf den Ackerflächen zwischen Weinstraße und Rhein wird intensiv Landwirtschaft betrieben, und außerdem fließt der Rehbach vor der Mündung noch an einer großen Mülldeponie vorbei. Zahlreiche kleinere Bäche fließen ihm zu. An der vorletzten Entnahmestelle in den Rheinauen hatte er extremes Niedrigwasser, um dann wenige Hundertmeter weiter an der Mündung noch Stromwellen aufzuweisen. Die Wassertemperatur schwankte zwischen 13°C im Wald und 19°C am Niedrigwasser.


Speyerbach kurz vor dem Abzweig des Rehbachs, am rechten Rand Zigarettenkippen und Plastiktüte zu erkennen; Temperaturmessung © Surfrider Foundation Europe / Baden-Pfalz



An der sogenannten „Mäherwiese“ vorbei, einem Platz, wo im Mittelalter die Mäher eine Ruhepause einlegten, wurde von Elke eine weitere Probe entnommen und am nächsten Brückenübergang auch.
© Surfrider Foundation Europe / Baden-Pfalz
Die vorletzte Station: Schon bei der Probennahme komplex
Die vorletzte Station war eine Stelle in den Pfälzer Rheinauen zwischen Neuhofen und LU-Rheingönheim. Das klingt nach Idylle, sieht aber anders aus. Hier herrschte Niedrigwasser, das aber wenigstens dazu führte, dass man trotz Steilufer ans Wasser kam. Die Temperatur war entsprechend hoch (19°C). An der Mündung gegenüber des Mannheimer Strandbades in den Rhein ist es wieder romantischer. Das Niedrigwasser wird hier durch den Zufluss des Großwiesengrabens wieder aufgehoben, und kleine Felsen sorgen für eine ordentliche Strömung.
Ich bin gespannt, wie sich das auf die Mikroplastik-Werte auswirkt!
Nach zwei Tagen Expedition kommen die zehn Proben am nächsten Tag unmittelbar in Landau bei uns an. Ab hier übernehmen wir und widmen uns der standardisierten Analyse auf Mikroplastik.
An dieser Stelle: Vielen Dank liebe Elke für deinen Einsatz!
Hand in Hand für sauberes Wasser
Die Mikroplastik-Analytik ist eine der komplexesten Aufgaben in der modernen Umweltanalytik, mit mehreren ineinandergreifenden Herausforderungen. Durch die Komplexität arbeiten wir seit vielen Jahren mit Standardprotokollenund kontrollieren uns intern wie extern ständig.
Damit senken wir das Kontaminationsrisiko auf einen geringen Wert, der durch sogenannten Nullmessungen ermittelt wird. Viele sprechen hier auch vom sogenannten Grundrauschen. Die Blanks werden dann in der Auswertung abgezogen.
Rehbach-Ergebnisse mit vorhersehbaren Überraschungen: Beobachtungen bestätigen sich und der Beginn der Suche nach dem WHY
Nach der Mikroplastik-Analyse, Auswertung und Validierung der Daten erfolgt die Datenfreigabe und jeder Wert kann die Ergebnisse in der Global Map of Microplastics nachlesen.
Wie Elke schon richtig bemerkt hat: die vorletzte Entnahmestelle vor dem Rhein zeigt Auffälligkeiten, die Mikroplastik-Belastung ist deutlich höher. Durch die geringe Menge an Wasser im Bach, kann sich der Verdünnungseffekt nicht so durchsetzen. Dieses Thema wird uns in Zukunft mit Blick auf Klimawandel und Wassermangel immer mehr beschäftigen. Grund genug, heute schon das Handeln für das sauberes Wasser von morgen auf den Weg zu bringen.

Mikroplastik im Rehbach: Einen Wert von 0 Mikroplastik-Partikeln pro Liter fanden wir nicht. Leider. © Wasser 3.0
Wie geht es nun für uns weiter? Die Spurensuche beginnt oder: folge dem Geld.
Im Nachgang der Rehbach- und Queich-Beprobung werden wir nun die Belastungsursprünge genauer unter die Lupe nehmen. Insbesondere die hohen Konzentrationen an einigen Stellen des Rehbachs werden nachverfolgt und bei unterschiedlichen Wassermengen beprobt. Wir schauen uns die unterschiedlichen Eintragspfade von Mikroplastik genauer an und werden die Herkunft der Belastungen analysieren.
Mikroplastik gelangt auf verschiedene Weise in die Umwelt:
Primäre Quellen (direkt als Mikroplastik freigesetzt):
- Kosmetikprodukte wie Peelings, Zahnpasta und Duschgels, die Mikroperlen enthalten
- Reifenabrieb beim Fahren - eine der größten Quellen weltweit
- Synthetische Textilien, die beim Waschen Mikrofasern freisetzen
- Industrielle Kunststoffpellets, die bei Transport und Verarbeitung verloren gehen
- Farben und Lacke, besonders von Schiffen und Gebäuden
Sekundäre Quellen (durch Zerfall größerer Plastikteile):
- Plastikflaschen, Verpackungen und andere Abfälle, die durch UV-Strahlung, Wellen und mechanische Einwirkung zerfallen
- Plastikmüll in Deponien und der Umwelt
- Fischereiausrüstung wie Netze und Seile
- Landwirtschaftsfolien und -geräte
Haupteintragswege:
- Abwässer aus Haushalten und Industrie
- Oberflächenabfluss von Straßen und städtischen Gebieten
- Windverwehung von Mülldeponien und anderen Quellen
- Direkte Einleitung durch Schiffe und Offshore-Aktivitäten
Besonders problematisch ist, dass Mikroplastik extrem langlebig ist und sich in Böden, Gewässern und sogar in der Nahrungskette anreichert. Die winzigen Partikel sind oft kleiner als 5 Millimeter und damit schwer aus der Umwelt zu entfernen.
Vielen Dank an die Surfrider Foundation Baden-Pfalz für den Einsatz beim Mikroplastik Mapping. Die nächsten Schritte sind in der Mache. Gemeinsam. Weil Wasser uns alle angeht.