
Neues aus der Mikroplastik-Wissenswelt
12. März 2025
Machbarkeitsstudien zu Wasser ohne Mikroplastik
31. März 2025Mit der Alb wurde der erste Fluss flächendeckend von der Mündung bis zur Quelle auf Mikroplastik beprobt
Sie ist rund 55 km lang, fließt auf ihrer Strecke vom Nordschwarzwald in der Nähe von Bad Herrenalb bis zur Mündung in den Rhein durch Städte, darunter einen Kurort, kleinere Ortschaften, Industriegebiete, Naturschutzgebiete. Sie ist die Lebensader rund um Karlsruhe und beherbergt eine weitreichende Tier- und Pflanzenwelt. Die Rede ist von der Alb.
Die Alb war Anfang März Ziel unseres ersten großen Mikroplastik Mapping. Wir sind nicht nur ein für die Technologie-Innovationen bekanntes GreenTech Startup aus Karlsruhe, sondern gehen auch im Bereich Bildung und transparente Kommunikation für mehr Wasser ohne Mikroplastik neue Wege.

Klasse 8c des Albertus-Magnus-Gymnasiums Ettlingen war Teil des Mikroplastik Mappings der Alb © AMG Ettlingen
Einzigartiges Geschäftsmodell schließt alle Stakeholder ein
Man nennt uns auch gerne die Changemaker unter den Entrepreneuren. Unser transformatives Geschäftsmodell, der klarer „Planet and People First“ Fokus in der gesamten Ausrichtung sowie die kontinuierliche Wirkungsmessung ist nicht nur für Industrien und kommunalen Kläranlagen spannend, die von den Neuentwicklungen im Bereich der Mikroplastik-Detektion sowie der Entfernung und Wiederverwertung von Mikroplastik aus Abwasser profitieren. Auch unsere neue BNE-zertifizierte Mikroplastik-Seminarreihe, vielfältige Lehr-/ Lernmaterialien oder altersunabhängige Mitmach-Angebote liefern echte Lösungen aus der Mikroplastikkrise. Und zwar alltagstauglich und für alle.
Mehr Daten dank schnellem Mikroplastik-Nachweis
Seit Jahren stützt sich die gesamte Kommunikation und auch die Erklärungen rund um Mikroplastik auf Schätzungen. Als Menschen der Gesellschaft wissen wir heute schon, dass Mikroplastik ein globales Umweltproblem ist, jedoch fehlte bisher die standardisierte Mikroplastik-Analytik, die nicht nur beim Daten beschaffen hilft, sondern auch Datenvergleichbarkeit garantiert. Denn nur mit vergleichbaren Daten, kann man auch ins sinnstiftende politische Regulieren kommen.
Diese Daten zu Mikroplastik zu beschaffen, für alle verständlich zusammenzufassen und zu interpretieren, sehen wir als unsere Aufgabe. Der Dreh- und Angelpunkt der Außenkommunikation zu Mikroplastik in Gewässern ist die Global Map of Microplastics. Hierbei handelt es sich um eine interaktive Karte, die Mikroplastikbelastungen sichtbar macht. „Bei der Beprobung können alle mithelfen. Ein validiertes Standardprotokoll macht es möglich. Wir sind damit nicht nur in der Lage an vielen Orten der Welt gleichzeitig Proben zu nehmen und auszuwerten, sondern können über echte Zahlen, statt Schätzungen sprechen“, erläutert Katrin Schuhen.
Das Projekt „Alles im Fluss“ nimmt erstmals die flächendeckende Mikroplastik-Beprobung ins Visier
Die flächendeckende Beprobung eines gesamten Flusses innerhalb kurzer Zeit mit standardisierter Mikroplastik-Analytik und Beprobungspunkten in regelmäßigen Abständen gab es bisher nicht. Auch fehlten bislang umfangreiche und vergleichbare Datenpakete. Einzelanalysen liefern zwar Informationen, jedoch fehlte es bisher an aussagekräftigen Informationen und echten Handlungsoptionen.
Mikroplastik verteilt sich nicht gleichmäßig im Wasser
Unter dem Begriff Mikroplastik werden synthetische Polymerpartikel aller Polymertypen (es gibt mehr als 200 verschiedene) mit einer Größe kleiner als 5 mm bezeichnet, die in der Umwelt vorkommen – Luft, Boden und Wasser.
Diese Vielfalt unterschiedlichster Polymere und die Millionen verschiedene Kunststoffprodukte führen dazu, dass Mikroplastikpartikel unterschiedlichster Herkunft, Zusammensetzung, Form und Größe sich zu keinem Zeitpunkt gleichmäßig in der Umwelt verteilen. Man spricht hier von Heterogenität. Als Gegenbeispiel: Wenn sich zum Beispiel ein Medikament komplett in Wasser löst, dann wäre es homogen verteilt und ein Mikroschadstoff.
„Um diese Heterogenität abzufangen, haben wir uns für eine Flussaufwärts-Beprobung entschieden,“ erklärt Katrin Schuhen, Leiterin der Studie, Autorin des Sachbuchs Rebellin des Wassers und Geschäftsführerin der Wasser 3.0 gGmbH. „Das hat natürlich dazu geführt, dass wir ein paar Höhenmeter überbrücken mussten, aber diese Mühen waren es wert.“
Der erste Fluss im Fokus: Die Alb
Basierend auf einem standardisierten Verfahren zur Probennahme, Probenvorbereitung und Mikroplastik-Analyse werden seit vielen Jahren bei der Wasser 3.0 gGmbH Mikroplastik-Daten aufgezeichnet. Während das Langzeit-Monitoring hauptsächlich bisher in den kommunalen Kläranlagen stattfindet, wurde im letzten Jahr die Methode auch für die Gewässeranalytik umfangreich validiert und cross-validiert.
Mit der Unterstützung von rund 30 Freiwilligen, darunter Schülerinnen und Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums Ettlingen, konnten wir Anfang März an drei sonnigen Tagen auch den ersten Fluss – die Alb – von der Mündung stromaufwärts bis zur Quelle alle drei bis fünf Kilometer beproben. Alle Freiwillige konnten mittels Analytik-Kit und Wasser 3.0 App standardisiert Proben aus dem Fluss entnehmen.

Klassenzimmer-Theorie zum Mikroplastik Mapping, bevor es ans Gewässer ging © AMG Ettlingen
Wie viel Mikroplastik ist in der Alb?
Insgesamt wurden auf der 55 km langen Strecke, 23 Proben entnommen, davon 20 direkt aus dem Fluss und drei aus Zuflüssen und Seen. Alle Proben wurden im Labor auf Mikroplastik analysiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
In allen Wasserproben der Alb wurde Mikroplastik gefunden. Mit den bekannten Varianzen, je nach Lage des Probennahme-Ortes, waren es im Schnitt 99 Partikel / Liter.
„Wir hatten gehofft, zumindest in den höheren Lagen auf dem Weg zur Quelle niedrigere Mikroplastik-Konzentrationen zu finden,“ erläutert Katrin Schuhen. „Doch leider zeigt sich flächendeckend eine Belastung des gesamten Flusses.“ Die Werte bestätigen, was die Wissenschaftler:innen vermutet haben: Das Problem Mikroplastik im Wasser lauert direkt vor unserer Tür in den heimischen Gewässern. Laut Katrin Schuhen ist dies ein Grund, schneller und sinnstiftend aktiv zu werden.

Impressionen: Mikroplastik Mapping an der Alb © Wasser 3.0

Impressionen: Mikroplastik Mapping an der Alb © Wasser 3.0
„Nun kennen wir den Status quo eines Gewässers – aber es bleibt immer noch eine Momentaufnahme. Es ist eine klare Ansage an uns, dass wir zukünftig besser auf unsere Gewässer aufpassen und Schadstoffeinträge vermeiden müssen“, erklärt Katrin Schuhen weiter. Im nächsten Schritt geht es für die Wissenschaftler:innen nun darum mit den Daten weiterzuarbeiten, Ursachen und Hotspots zu ermitteln. Aber auch weitere Flüsse sollen in den Fokus rücken und flächendeckend beprobt werden.
„Wir möchten echte Wirkungsbeschleuniger:innen sein, Politik und Versucher:innen die Chance geben, für die Zukunft unseres Wassers heute schon vernünftige Maßnahmen zu ergreifen. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, gesamtgesellschaftlich gute Entscheidungen zu treffen. Das kann schon bei der Planung der vierten Reinigungsstufe für kommunale Kläranlagen beginnen, bei der man nicht nur an Mikroschadstoffe, sondern auch gleich an die Entfernung von Mikroplastik denkt. Auch Industrien mit viel Wasserbedarf, Abfall und Abwasser können kreislaufwirtschaftliche Prozessströme aufbauen. Es kann an unfassbar vielen Stellschrauben gedreht werden, um der Mikroplastikkrise lösungsorientiert entgegenzutreten.“
Großes Dankeschön an alle Mit- und Mutmacher:innen
Vielen Dank an die Schüler:innen, Lehrer:innen und Interessierte für den Einsatz beim Mikroplastik Mapping. Vielen Dank an die Firma Carl Roth GmbH + Co. KG und an die privaten Spender:innen und Sponsor:innen. Ohne diese finanzielle Unterstützung wäre das Projekt „Alles im Fluss“ nicht realisierbar.