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13. August 2025Mikroplastik-Entfernung als Klimaschutz: Wie neuste Mikroplastik-Forschung zur CO₂-Reduktion beiträgt
Neue Erkenntnisse zeigen: Die systematische Entfernung von Mikroplastik an Hotspots kann einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten
Klimawandel und Mikroplastik-Verschmutzung – zwei der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit sind enger miteinander verknüpft als bisher angenommen. Aktuelle Forschung zeigt: Mikroplastik ist nicht nur ein Problem für die Umwelt, sondern auch ein unterschätzter Klimatreiber. Gleichzeitig bietet die gezielte Entfernung von Mikroplastik an identifizierten Hotspots enormes Potenzial für den Klimaschutz.
Wenn Mikroplastik das Klima anheizt
Die Zahlen sind alarmierend: Geschätzte 358 Billionen Mikroplastikpartikel treiben allein an der Meeresoberfläche – mit unbekannten Mengen in tieferen Wasserschichten. Was viele nicht wissen: Diese winzigen Plastikpartikel heizen aktiv das Klima an.
Mikroplastik als Treibhausgas-Produzent
Wenn Plastik in der Umwelt zerfällt, entstehen kontinuierlich klimaschädliche Gase. Polyethylen und Polystyrol – die häufigsten Kunststoffe – setzen bei der UV-Zersetzung Methan und Ethylen frei. Methan reagiert in der Atmosphäre zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und verstärkt den Treibhauseffekt. Der Clou: Je kleiner die Partikel, desto größer die Oberfläche – und desto mehr Treibhausgase werden freigesetzt.
Angriff auf die biologische Kohlenstoffpumpe
Noch gravierender ist die Störung der marinen Kohlenstoffpumpe. Neueste Studien zeigen: Mikroplastik bedroht einen der wichtigsten Klimaregulatoren der Erde – den Ozean. Der Ozean speichert 38.400 Petagramm (38.400 + 15 Nullen) Kohlenstoff – mehr als alle anderen Kohlenstoffreservoire zusammen.
Die biologische Kohlenstoffpumpe funktioniert so: Phytoplankton bindet atmosphärisches Kohlenstoffdioxid durch Photosynthese. Zooplankton frisst die Algen und scheidet kohlenstoffreiche Kotpellets aus, die in die Tiefsee sinken. Dort wird der Kohlenstoff für Jahrtausende gespeichert.
Mikroplastik stört diesen Prozess massiv:
- Plastikpartikel blockieren Licht und reduzieren die Photosynthese von Phytoplankton
- Mikroplastik in Kotpellets verändert deren Sinkgeschwindigkeit
- Der Kohlenstofftransport in die Tiefsee wird gestört
Mikroplastik-Forschung: Hotspot-Jagd für den Klimaschutz
Hier setzt unsere innovative Mikroplastik-Forschung an. Mit systematischem Mikroplastik-Mapping identifizieren wir die Stellen, an denen Mikroplastik-Entfernung die größte Klimawirkung erzielt.
Konkrete Ergebnisse aus der Praxis
Unsere Flussbeprobungen zeigen dramatische Unterschiede und kontinuierliche Belastungen:
- Alb: Mikroplastik von der Mündung bis zur Quelle in allen Proben.
- Queich: Durchschnittlich 240 Mikroplastikpartikel pro Liter, mit einem Hotspot von 944 Partikeln/Liter
- Rehbach: Erhöhte Konzentrationen vor der Rheinmündung durch geringere Verdünnung
- Bereits an Quellen: Selbst in vermeintlich "sauberen" Quellgebieten finden wir 4 Partikel/Liter
Die Hauptquellen sind identifiziert: Reifenabrieb von Autobahnen, intensive Landwirtschaft, Kläranlagen und Mülldeponien.
Innovation macht den Unterschied
Was unser Projekt besonders macht: die Geschwindigkeit und Präzision der Analyse. Während herkömmliche FT-IR-Spektroskopie Tage dauert, liefert unsere Fluoreszenzmikroskopie mit selektiven MP-1-Markern Ergebnisse in Stunden.
Unsere mobile Particle Sampling Unit (PSU) ermöglicht standardisierte Probennahme mit 100+ Liter Volumen – deutlich repräsentativer als bisherige Methoden, während der Citizen Science-Ansatz mit Analytik-Kits die Datenerfassung skalierbar macht.
Messbare Klimawirkung durch gezielte Entfernung
- Quantifizierte Effekte
Die Entfernung von Mikroplastik an Hotspots kann erhebliche Klimaeffekte erzielen:
- Schutz der Kohlenstoffsequestrierung: Der Ozean sequestriert jährlich 2,6 Gt CO₂ – ein Wert von 390 Milliarden USD bei 150 USD/t CO₂
- Verhinderung von Treibhausgasemissionen: Weniger Mikroplastik bedeutet weniger Methan- und Ethylen-Emissionen
- Erhalt von Blue Carbon-Ökosystemen: Mangroven, Seegraswiesen und Salzwiesen sind überproportional wichtige Kohlenstoffspeicher
- 80/20-Regel für maximale Effizienz
Unsere Hotspot-Strategie folgt der 80/20-Regel: 80% der Mikroplastik-Belastung stammt aus 20% der Quellen. Durch gezielte Entfernung an diesen Hotspots maximieren wir die Klimawirkung bei minimalen Kosten.
Teufelskreis durchbrechen
Besonders problematisch: Klimawandel und Mikroplastik verstärken sich gegenseitig. Höhere Temperaturen beschleunigen die Plastikzersetzung, Extremwetter verteilt Mikroplastik großflächiger. Gleichzeitig produziert mehr Mikroplastik mehr Treibhausgase.
Unsere Mikroplastik-Entfernung durchbricht diesen Teufelskreis:
- Sofortiger Effekt: Weniger Plastikzersetzung = weniger Treibhausgase
- Mittelfristiger Effekt: Schutz der biologischen Kohlenstoffpumpe
- Langfristiger Effekt: Stabile marine Kohlenstoffspeicher
Technologie, die wirkt
Unsere Wasser 3.0-Technologie macht Mikroplastik-Entfernung messbar:
- Agglomeration und Separation: Quantifizierbare Entfernung in Kilogramm und Tonnen
- Kreislaufwirtschaft: Wiederverwertung des entfernten Mikroplastiks
- Skalierbare Anwendung: Mobile Systeme für verschiedene Gewässertypen
Von der Forschung zur Praxis: Sofortmaßnahmen für maximale Klimawirkung
- Hotspot-Behandlung: Kläranlage Landau mit 4. Reinigungsstufe + Mikroplastik-Entfernung
- Präventive Maßnahmen: Quellenreduktion und Mikroplastik-freie Alternativen
- Kontinuierliches Monitoring: Standardisierte Protokolle für Langzeitbeobachtung
Internationale Skalierung
Die Global Map of Microplastics wird zur Datenbasis für weltweite Klimaschutzmaßnahmen. Technologietransfer und internationale Kooperation multiplizieren die Wirkung.
Fazit: Mikroplastik-Entfernung ist Klimaschutz
Die Erkenntnisse unserer Mikroplastik-Forschung sind eindeutig: Mikroplastik-Entfernung ist eine unterschätzte, aber hocheffektive Klimaschutzmaßnahme. Durch systematische Hotspot-Identifikation und gezielte Entfernung können wir:
- Die biologische Kohlenstoffpumpe schützen (Wert: 390 Mrd. USD/Jahr)
- Treibhausgasemissionen aus Plastikzersetzung verhindern
- Kritische Kohlenstoffspeicher in marinen und terrestrischen Ökosystemen erhalten
Die Zeit drängt. Während die Plastikproduktion weiter steigt, zeigen unsere Daten: Gezielte Mikroplastik-Entfernung an Hotspots kann einen messbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Es ist an der Zeit, Mikroplastik-Verschmutzung nicht nur als Umweltproblem, sondern als dringliches Klimaschutzthema zu behandeln. Die Technologie ist da, die Hotspots sind identifiziert – jetzt müssen wir handeln.