Solar Impulse Efficient Solution Label
30. Januar 2021Wie ist der Zustand unserer Gewässer?
Unsere Seen und Flüsse, unser Meer und auch unser Grundwasser sind an vielen Orten in keinen guten Zuständen. Konkreter: In tatsächlich gesundheitsgefährdenden Zuständen für alles Leben, was damit in Berührung kommt. Weltweit leiden Menschen unter einem Zuviel oder einem Zuwenig an Wasser.
Schlechte Wasserqualität kann unterschiedliche Gründe und Auswirkungen haben. Hinzukommt, dass es durch Wechselwirkungen der Wasserinhaltsstoffe mit Mikroschadstoffen oder der Umwelt unweigerlich ganz schnell hochkomplex wird, wie das Beispiel Mikroplastik eindrücklich zeigt.
Um ein wenig Licht in die Fragstellung nach dem Zustand unserer Gewässer zu bringen, werden wir in diesem Blogbeitrag einige Aspekte beleuchten, die – offen gesagt – recht willkürlich zusammengestellt sind und eher angeteasert als auch nur annähernd erschöpfend beschrieben werden.
Dabei kommen auch wir nicht umhin, desillusionierende Beispiele über das Ausmaß dessen zu bringen, was in der öffentlichen Berichterstattung als „Wasserkrise“ betitelt wird.
Die gute Nachricht: Wir können einiges zur Verbesserung der Wasserqualität beitragen. Ganz konkret machen wir dies bei Wasser 3.0.
Wasserqualität – vom 100sten ins 1000ste (oder: von Makro zu Mikro)
Jeden Tag untersuchen wir bei Wasser 3.0 Wasser oder besser Wässer: Von Industrieabwasser, Prozesswasser über Meerwasser zu kommunalem Abwasser - in ihren jeweiligen Eigenschaften und den enthaltenen Stoffen können sie enorme Unterschiede aufweisen.
Unser besonderes Augenmerk gilt dabei den Konzentrationen und Arten des vorhandenen Mikroplastiks und anderen Mikroschadstoffen wie Rückständen von Pharmazeutika, Schwermetallen, Pestiziden oder Düngemitteln. Diese auch als anthropogene Stressoren oder anthropogene Spurenstoffe bekannten Mikroschadstoffe sind einer der wesentlichen Gründe, wenn von schlechter Wasserqualität bzw. einem schlechten Zustand des Wassers gesprochen wird.
Wasser in der EU: Die Definition eines guten und schlechten Zustands
In der Europäischen Union definiert seit dem Jahr 2000 die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) den ‚guten‘ bzw. ‚schlechten‘ Zustand unserer Gewässer.
Die WRRL hat(te) das Ziel, die Wasserpolitik der EU-Mitgliedsländer nachhaltiger, naturverträglicher und mit dem Ziel eines guten Gewässerzustands zu gestalten.
Ursprünglich sollte dies bis 2015 umgesetzt werden– da waren jedoch beispielsweise in Deutschland gerade einmal 8,2 Prozent der Oberflächengewässer in einem‚ (sehr) guten ökologischen Zustand‘.
Aufgrund des Verfehlens der Ziele bis 2015, wurden die Aktivitäten bis 2027 verlängert. Bis dahin sollen alle Gewässer in einen ‚guten ökologischen‘ und ‚guten chemischen Zustand‘, Grundwasser in einen ‚guten mengenmäßigen‘ und ‚guten chemischen Zustand‘ sein.
Ursprünglich sollte dies bis 2015 umgesetzt werden– da waren jedoch beispielsweise in Deutschland gerade einmal 8,2 Prozent der Oberflächengewässer in einem‚ (sehr) guten ökologischen Zustand‘.
Aufgrund des Verfehlens der Ziele bis 2015, wurden die Aktivitäten bis 2027 verlängert. Bis dahin sollen alle Gewässer in einen ‚guten ökologischen‘ und ‚guten chemischen Zustand‘, Grundwasser in einen ‚guten mengenmäßigen‘ und ‚guten chemischen Zustand‘ sein.
Die Erreichung eines guten Zustands der Gewässer bedeutet die Einhaltung bestimmter Standards in den Bereichen Umweltschutz, Chemie und Wassermenge. Gemäß WRRL sind Gewässer dann „in einem guten Zustand, wenn ihre Lebensgemeinschaften, ihre Struktur, bei Oberflächengewässern die chemischen Inhaltsstoffe bzw. beim Grundwasser die chemischen Inhaltsstoffe und deren Menge vom Menschen nur gering beeinflusst sind.“ Ein guter Zustand des Wassers ist Voraussetzung für Artenvielfalt und das Gleichgewicht der Ökosysteme. Beide Faktoren sind wesentliche Einflussgrößen auf das und im Wechselspiel mit dem Klima (Stichwort Wasserkreislauf).
Ausführliche Erläuterungen zur WRRL und ihrer Umsetzung in Deutschland finden sich auf den Seiten des Bundesumweltministeriums.
Einen Einblick in den Grad der Umsetzung gibt der WWF Report Zustand der Gewässer in Deutschland – Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in den Bundesländern von 2018. Eine aktuelle, interaktive Karte zum chemischen und ökologischen Zustand der deutschen Wasserwelt findet sich auf der Webseite des Umweltbundesamtes (z.B. Nitrat-Karte).
Wasser in der Krise: Global gesehen
Wie es weltweit um den Zustand unseres Wassers bestellt ist und welche Auswirkungen das für Menschen, Tierwelt und Gesellschaften hat, ist Thema des jährlichen Weltwasserberichts der Vereinten Nationen. Der Schwerpunkt des diesjährigen Weltwasserberichts ist der Klimawandel. Es werden hier u.a. ein massiver Rückgang der Artenvielfalt im Süßwasser (84 Prozent seit 1970) und das soziale und gesundheitliche Ausmaß von extremer Wasserknappheit beschrieben, von der rund vier Milliarden Menschen für mindestens einen Monat im Jahr betroffen sind.
Wissenschaftlich fundierte Daten zum Zustand der weltweiten Oberflächengewässer liefert die Plattform Global Freshwater Quality Database im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Sie dient dazu sowohl der wissenschaftlichen Community als auch politischen Entscheidungsträgern relevante Informationen über die Qualität der Oberflächengewässer und deren Veränderungen zu liefern. Außerdem finden sich hier Monitoring Reports über die unter SDG 6 der Nachhaltigskeitsziele der Vereinten Nationen definierten Ziele.
Eine Übersicht und weiterführende Daten zu weltweiten Grundwasservorkommen finden sich auf den Seiten von WHYMAP. Grundwasser wird vielerorts noch wenig genutzt, stellt aber angesichts verschmutzter Oberflächengewässer oder Trockenheit eine wichtige Trinkwasserressource dar.
Yamuna – der tote Fluss!?
Durch die indische Hauptstadt Neu-Delhi fließt der Fluss Yamuna. Aufgrund des Grades an Verschmutzung wird er von Einheimischen als „toter Fluss“ bezeichnet. Gleichzeitig wird er für die Trinkwasserversorgung der Millionenmetropole genutzt. Für ein eindrückliches Portrait verweisen wir auf den Artikel „Die Wiedergeburt der Yamuna von Deutschlandfunk Kultur“.
Das Meer, die Surfer und die Chemie
Halsschmerzen, Übelkeit, brennende Augen – mit diesen Symptomen kamen rund 200 Surfer im Osten Russlands im September diesen Jahres aus dem Wasser, vereinzelt musste sie wegen leichter chemischer Verbrennungen der Hornhaut behandelt werden, schreibt die Süddeutsche Zeitung am 8. Oktober 2020. Kurze Zeit später berichten Anwohner von einem Massensterben der Meerestiere. Taucher finden in 10 bis 15 Meter Tiefe keine oder nur noch tote Lebewesen. Im Verdacht: Ein Leck in einer stillgelegten Deponie für giftige Chemikalien, vorrangig Pestiziden, direkt an einem Fluss gelegen, der 30 km weiter ins Meer mündet.
"Surfers against Sewage": Eine App für ungetrübten Wasserspaß
Die britische Umwelt-Charity Organisation Surfers Against Sewage setzt sich für saubere Surfgewässer und Strände in England und Wales ein. Sie stellen eine interaktive Karte und App zur Verfügung, in der sich ‚Meeresnutzende‘ in Echtzeit Daten über Wind, Wellen, Strömung und Wetter holen können. Als besonderes Feature: Informationen über aktuelle Beeinträchtigungen der örtlichen Wasserqualität durch Abwasserüberläufe in Kläranlagen, Starkregen oder andere Ereignisse, die dazu führen, dass Abwasser ungeklärt in Flüsse und Meer fließt. Umgekehrt gibt es die Möglichkeit zu melden, wenn gesundheitliche Auffälligkeiten nach dem Wasserkontakt oder Wasserverschmutzungen bemerkt werden.
Diese App ist sicherlich eine gute Nachricht für alle Surfer*innen und sonstigen Wassernutzer*innen in England und Wales für – im wahrsten Sinne des Wortes – ungetrübten Wasserspaß. Und für diejenigen von uns, die mit dem Meer bislang vor allem Urlaub, Spaß und Entspannung verbinden, ein weiteres deutliches Signal, dass da einiges so ganz und gar nicht stimmt mit dem chemischen und ökologischen Zustand unseres Meeres und unserer Gewässer.
Wie gehen wir mit Informationen zum Zustand unserer
Gewässer um?
Im Rahmen unserer Kommunikation beschäftigen wir uns neben Themen rund ums Wasser mit dem Phänomen Klima und Umweltkommunikation. Ein Unterfangen mit hohem Potenzial recht frustrierend für diejenigen zu werden, die mit tiefer Überzeugung und großem Engagement etwas verändern wollen.
Unabhängig davon wie drastisch die Bilder und wie eindringlich die Worte – oft lösen sie kurzfristige Betroffenheit aus, gefolgt vielleicht von einem Gefühl der Ohnmacht, aber zu selten führen sie zu Veränderungen. Diese herbeizuführen ist zugegebenermaßen auch nicht so einfach. Es ist vielschichtig und langwierig. Unser Standpunkt: „Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht“ – Schritt für Schritt losgehen, mit einem klaren Ziel und dabei so viele Mitstreiter*innen gewinnen wie möglich. Unser Ziel ist klar: Sauberes Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe.
Die unkontrollierte Verteilung von Mikroplastik und Mikroschadstoffen über den Wasserkreislauf zu stoppen und unsere Gewässer und somit uns und unsere Umwelt zu schützen ist Leitmotiv all unserer Aktivitäten. Sei es in Forschung und Entwicklung hinsichtlich ihrer Detektion, Entfernung und Wiederverwendung, in der Implementierung von Verfahren oder in unserer Bildungs- und Aufklärungsarbeit. Zu letzterer zählen wir übrigens auch diesen Blog.
An Entscheidungsträger*innen in Politik und Industrie
Oder die Frage: Wer setzt wirksame Hebel für sauberes Wasser?
Für Gewässer und Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe braucht es neben wissenschaftlichen Erkenntnissen und technologischen Lösungen auch dringend tragfähige Entscheidungen politischer und wirksame Umsetzungen industrieller Akteure*innen.
Es braucht naturverträgliches und gesundheitserhaltenes Handeln von Einzelnen und der Gesellschaft.
Ja, es ist vielschichtig und langwierig. Aber – wir haben unser Ziel im Blick und kooperieren gerne mit all denjenigen, die es für Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe braucht.
Ja, es ist vielschichtig und langwierig. Aber – wir haben unser Ziel im Blick und kooperieren gerne mit all denjenigen, die es für Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe braucht.
Bevor wir im neuen Jahr dem Mikroplastik tiefergehende Aufmerksamkeit schenken, wenden wir uns im nächsten Blogbeitrag unter unserem Schwerpunkt Wasser dem Spannungsfeld „Menschenrecht – Wirtschaftsgut“ zu.
Sie haben Anregungen für uns, sind auf einen Fehler gestoßen oder haben eine Frage? Dann freuen uns über Ihre Nachricht.