Oleg Zernikel packt an
13. Mai 2023Partner in Mission: Van Remmen UV Technology
30. Mai 2023Menschenrecht oder Wirtschaftsgut – wie entwickelt sich der Zugang zu sauberem Wasser für die Menschen auf unserer Erde?
Bereits im Januar 2021 haben wir im Rahmen eines Blog-Beitrags unseren Blick auf die Fragen gerichtet. Thema damals wie heute, warum der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung seit 2010 ein Menschenrecht ist. Die drängenden Themen und Fragen drehen sich seit jeher darum, wie wir zukünftig mit Wasser umgehen werden und sollten. Wo sind die Hebel? Wo können wir als Gesellschaft oder Einzelperson handeln, wo müssen Industrie und Politik in die Verantwortung genommen werden?
In unserem Beitrag beschäftigen wir uns auch mit der Frage, welchen Einfluss die Wasserverfügbarkeit grundsätzlich auf unsere Arbeit für Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe hat.
Sauberes Wasser – wertvolle Ressource oder weiterhin eine Selbstverständlichkeit?
Morgens aufstehen, ein Glas Leitungswasser trinken, Kaffee oder Tee kochen, schnell unter die Dusche, Zähne putzen, Wäsche waschen, kochen und und und. Für alles brauchen wir Wasser. Wasser gehört bei uns ganz selbstverständlich zu unserem Leben dazu. Kostbares Gut ohne Wert?!
Das kann sich in Zukunft ändern, denn die Verschmutzungen unserer Gewässer nimmt zu, das Wasser wird durch den Klimawandel verstärkt, immer knapper. Diese Knappheit wird zusätzlich negativ beeinflusst durch einen stetig zunehmenden Verbrauch durch die Industrie und Landwirtschaft.
Dies bestätigen auch statistische Auswertungen des US-amerikanischen Unternehmens Lawnstarter Inc., die besagen, dass der jährliche Verbrauch weltweit bei mehr als vier Billionen m³ Süßwasser liegt. Seit Anfang 2023 haben wir demnach schon über zwei Billionen m³ Frischwasser verbraucht, davon werden laut der Auswertungen 70 % der Süßwasserentnahmen für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, 20 % für industrielle Zwecke und die restlichen 10 % für den häuslichen Gebrauch verwendet.
Weltweite Klimakrise 2.0
Kaum Niederschläge, zu wenig Wasser in Flüssen und Seen, chronisch niedrige Grundwasserstände und überall viel zu hohe Temperaturen. Dies beschreibt nicht etwa die Situation in Afrika oder Asien sondern ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Lage beispielsweise in Italien, Frankreich, Spanien, Bulgarien, Österreich oder Deutschland. Eine Laune der Natur oder gar Zufall?
Das Institut für Geodäsie der TU Graz wertet seit 2015 Satellitendaten aus und diese belegen, dass Europa seit Jahren eine schwere Dürre erlebt.
Auf dem gesamten europäischen Kontinent ist laut TU Graz seit 2018 der Grundwasserspiegel konstant niedrig – trotz Extremwettersituationen mit Starkregen und Überschwemmungen, die möglicherweise ein anderes Bild vermitteln.
Die Wissenschaftler:innen der TU Graz stellten fest, dass es in den Sommermonaten 2018 und 2019 einen eklatanten Wassermangel in Zentraleuropa gab und seither kein signifikanter Anstieg des Grundwasserspiegels erfolgte. Das belegen deren Datenauswertungen entsprechender Analysen zum weltweiten Grundwasservorkommen und deren Veränderungen in den vergangenen Jahren.
Die Auswirkungen dieser langanhaltenden Dürre waren in Europa im Sommer 2022 für alle deutlich sichtbar. Trockene Flussbetten, stehende Gewässer, die verschwanden und damit einhergehend zahlreiche Auswirkungen auf Natur und Mensch. Nicht nur, dass zahlreiche Wasserlebewesen ihren Lebensraum verloren haben und trockene Böden der Landwirtschaft viele Probleme bereiteten, auch die Energieknappheit in Europa hat sich dadurch verschärft. Für Atomkraftwerke in Frankreich fehlte das Kühlwasser, um genügend Strom erzeugen zu können und Wasserkraftwerke konnten ohne ausreichend Wasser ihre Funktion ebenfalls nicht erfüllen.
Wasser ist die Basis für das Leben auf der Erde
Die ungleiche Verteilung dieser Ressource sowie der stetig steigende Verbrauch der Industrie- und Schwellenländer haben zu einem weltweiten Wassermangel geführt und das wird so bleiben, wenn kein Umdenken stattfindet. Hauptbetroffene aber wie so oft sind vor allem ärmere Gegenden in der Welt, die zusätzlich durch die Folgen des Klimawandels vermehrt mit Dürren und Trockenzeiten zu kämpfen haben. Fachleute sagen deshalb voraus, dass Kriege und Konflikte zukünftig nicht mehr um die Ölvorkommen, sondern um die immer knapper werdenden Wasserressourcen geführt werden.
Das machen die Vereinten Nationen
Um dieses Konfliktpotenzial abzubauen, beschäftigen sich auch die Vereinten Nationen mit entsprechenden Lösungsvorschlägen. Nach Meinung von UN Waters können diese knappen Wasserressourcen vor allem dann zum Konflikt werden, wenn grenzüberschreitende Gewässer wie beispielsweise wichtige Grundwasserleiter sowie Seen- und Flusseinzugsgebiete Landesgrenzen überschreiten. Grenzüberschreitende Gewässer machen 60 Prozent der Süßwasserströme der Welt aus.
153 Länder befinden sich mit ihrem Staatsgebiet in mindestens einem der 286 grenzüberschreitenden Fluss- und Seengebiete und den 592 grenzüberschreitenden Grundwasserleitern.
In den meisten Ländern fehlt es an der notwendigen Zusammenarbeit und nicht alle grenzüberschreitenden Einzugsgebiete sind von erforderlichen Betriebsvereinbarungen abgedeckt. Konflikte sind hier vorprogrammiert, laut Statista Research Department waren das im Zeitraum von 2010 bis 2022 insgesamt 831 Konflikte weltweit.
Das macht die WHO
Regelmäßige Erhebungen zur allgemeinen Situation bei der Wasser- und Sanitärversorgung nimmt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor. Hier einige konkrete Zahlen zur Situation in der Welt aus dem Jahr 2022:
- 2020 nutzten 74 % der Weltbevölkerung (5,8 Milliarden Menschen) eine sichere Trinkwasserversorgung – d. h. eine, die sich vor Ort befindet, bei Bedarf verfügbar und frei von Verunreinigungen ist.
- 89 % der Weltbevölkerung (7,0 Mrd. Menschen) nutzten zumindest eine Grundversorgung. Eine Grundversorgung ist eine verbesserte Trinkwasserquelle, die innerhalb eines 30-minütigen Hin- und Rückwegs zu erreichen ist.
- 772 Millionen Menschen (minus 63 Mio. zu 2017) haben nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser, darunter 122 Millionen Menschen, die auf Oberflächenwasser angewiesen sind.
- 2020 nutzten 54 % der Weltbevölkerung (4,2 Milliarden Menschen) eine sicher geführte Sanitärversorgung.
- Über 1,7 Milliarden Menschen haben immer noch keine sanitäre Grundversorgung wie private Toiletten oder Latrinen.
- Davon entleeren sich immer noch 494 Millionen im Freien, zum Beispiel in Straßenrinnen, hinter Büschen oder in offene Gewässer.
- Im Jahr 2020 wurden 45 % des weltweit erzeugten Haushaltsabwassers ohne sichere Behandlung eingeleitet.
- Es wird angenommen, dass mindestens 10 % der Weltbevölkerung Lebensmittel verzehren, die durch Abwasser bewässert werden.
Die erhobenen Zahlen machen deutlich, dass es noch einiges zu tun gibt, um das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen: Wasser- und Sanitärversorgung für alle.
Wasser – Ist es bald mehr als Gold wert?
Der Anteil der privaten Trinkwasserversorgung liegt weltweit noch im einstelligen Prozentbereich. Die zunehmende Brisanz der weltweiten Trinkwasserknappheit hat Wasser jedoch zu einem ökonomisch interessanten Gut für private Unternehmen werden lassen. Der Markt für abgefülltes Trinkwasser ist deshalb einer der am schnellsten wachsenden Industrien der Welt.
Dieser hat den Markt der sogenannten Softdrinks bereits überholt. Man könnte annehmen, dass der höchste Konsum von abgefülltem Trinkwasser aufgrund der unzureichend vorhandenen Wasserversorgung in den ärmsten Ländern der Welt liegt. Weit gefehlt. Die höchsten Absatzzahlen finden sich in den entwickelten oder reichen Industrieländern, wo der Zugang zu sauberem Trinkwasser aus der Leitung zu relativ günstigen Konditionen leicht möglich ist.
Der europäische Markt macht hier über 50 % des Gesamtumsatzes dieses Marktes aus, mit den Spitzenreitern wie UK, Italien, Frankreich oder Deutschland. Experten zufolge stammen 25 % des gesamten abgefüllten Trinkwassers aus Grundwasserquellen der ärmsten Länder des globalen Südens, um es anschließend in den reichen Norden weiterzuverkaufen. Ein großer Teil davon wird jedoch auch in den armen Ländern der Welt zu weitaus höheren Preisen verkauft als Leitungswasser in Industrie- und entwickelten Ländern kostet. Die Preise übersteigen die Volumenpreise für Leitungswasser um ein Vielfaches, obwohl es sich oftmals nur um weiter aufbereitetes Leitungswasser handelt. Trotzdem hat sich der Konsum von abgefülltem Trinkwasser in äußerst kurzer Zeit etabliert und normalisiert. (Quelle: Katharina Ranftl, MSc. „Trinkwasser: Wirtschaftsgut oder Menschenrecht – eine wirtschaftsethische Betrachtung“.)
Diese kurze Ausführung zeigt die ganze Brisanz und Problematik auf, die in der Privatisierung und Kommerzialisierung der Ressource Wasser als Wirtschaftsgut steckt. Mit zunehmender Verknappung erhält die Anerkennung von Wasser als Menschenrecht nochmals eine wesentlich größere Wichtigkeit als das bereits heute der Fall ist.
Wasser 3.0 und die neue nationale Wasserstrategie
„Die Wissenschaft zeigt, dass Menschen den Wasserkreislauf auf allen Ebenen beeinträchtigen“, schreibt die neue Global Commission on the Economics of Water in ihrem erstmalig erschienen Report.
Mit der kürzlich will die Bundesregierung die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser nachhaltig sichern. Viele Details der deutschen Wasserstrategie stehen noch nicht fest. Sie fasst zunächst zusammen, was die Bundesregierung tun will, damit es in Deutschland auch künftig genügend Wasser für alle gibt. Über manches davon muss noch mit den Bundesländern verhandelt werden, aber die Grundrichtung scheint klar zu sein. Langfristig soll durch geeignete Maßnahmen der Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser erhalten, der verantwortungsvolle Umgang mit Grund- und Oberflächengewässern auch in anderen Sektoren gewährleistet und der natürliche Wasserhaushalt und die ökologische Entwicklung unserer Gewässer unterstützt werden.
Wo stehen wir in diesem Kontext?
Mit unserer verantwortungsbewussten Forschung für Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe, ausgerichtet an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, entwickeln und erforschen wir entsprechende Konzepte und Lösungen, die der nationalen Wasserstrategie voll entsprechen. Die optimale Interaktion von anwendungsorientierter und verantwortungsbewusster Forschung innerhalb der Wasser 3.0 Strategie detect | remove | reuse liefert den größtmöglichen Impact für Umwelt und Gesellschaft: Wasser wird gespart, Abfälle reduziert und die Wasserqualität erhöht.
Mit unserer Bildungsarbeit schließen wir Wissenslücken, sodass wir wirkungsvoller gegen die Verschmutzung unseres Wassers mit Mikroplastik vorgehen können.
Unser Ziel: WASser ohne Mikroplastik WASoMI. Und eine Frage, die wir uns immer wieder selbst stellen lautet: Wie bekommen wir möglichst schnell und weltweit Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe? Unsere Antwort darauf ist ganzheitlich und systemisch: Indem möglichst viele Hebel für Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe identifiziert und sinnhaft in Bewegung gesetzt werden. Deshalb arbeiten wir jenseits von Silos – eng verzahnt in den Bereichen Forschung, Technologie, Bildung und Kommunikation als gemeinnütziges Unternehmens.