
Mikroplastik-Entfernung: SPIONs und Magnetisierung
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Mikroplastik im Stau
13. Juli 2025Mikroplastik-Regulation und Entfernung aus Abwasser: Wo stehen wir 2025?
Die Verschmutzung unserer Gewässer durch Mikroplastik ist zu einem der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit geworden. Winzige Plastikpartikel, kleiner als fünf Millimeter, durchdringen nicht nur unsere Ozeane und Flüsse, sondern finden sich mittlerweile auch in unserem Trinkwasser und sogar im menschlichen Körper wieder. Die Herausforderung ist komplex: Während die Forschung zu gesundheitlichen Auswirkungen noch läuft, müssen Politik und Industrie bereits heute Lösungen entwickeln. Wir erlauben uns den Blick auf den aktuellen Stand der Regulation und die verfügbaren Technologien zur Mikroplastik-Entfernung.
EU-Regulierung: Erste Schritte, aber noch Lücken
Die Europäische Union hat 2024 wichtige Weichen gestellt: Die Europäische Kommission hat eine standardisierte Messmethode beschlossen, damit die EU-Staaten Informationen über Mikroplastik im Wasser verlässlicher sammeln können. Dieser Schritt war überfällig, denn ohne einheitliche Messmethoden lassen sich weder der Ist-Zustand bewerten noch Fortschritte bei der Reduzierung dokumentieren.

Wo stehen wir in der Regulatorik? – Kommunale Kläranlagen im Visier © Wasser 3.0
Dennoch kritisieren Expert:innen, darunter auch wir, die aktuellen Vorgaben als unzureichend. Aktuelle Studien zeigen, dass die EU-Vorgaben zur Mikroplastik-Analytik wenig Sinn machen, insbesondere im Bereich der Probennahme-Frequenz. In unserer Studie haben wir herausgefunden, dass deutlich häufiger beprobt und analysiert werden muss, um sowohl saisonale als auch monatliche Schwankungen zu erfassen.
Auf internationaler Ebene wurde bereits 2022 ein "International Negotiating Committee" eingesetzt, das ursprünglich bis Ende 2024 ein rechtsverbindliches Instrument zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung erarbeiten sollte. Diese Verhandlungen laufen noch, zeigen aber die globale Dimension des Problems auf.
Herausforderung Abwasserbehandlung: Innovation gefragt
Die Entfernung von Mikroplastik aus Abwasser stellt Kläranlagen vor völlig neue technische Herausforderungen. Herkömmliche Reinigungsverfahren sind nicht für diese winzigen Partikel ausgelegt. Derzeit sind nur wenige Daten zur Eliminationsleistungen von Mikroplastik durch Abwasserbehandlungsanlagen verfügbar. Diese Datenlücke erschwert sowohl die Bewertung der aktuellen Situation als auch die Entwicklung zielgerichteter Lösungen.
Besonders problematisch ist die Situation bei industriellen Abwässern. Die Textil- und Kunststoffindustrie gehört zu den Hauptverursachern von Mikroplastik-Emissionen. Hier entstehen nicht nur durch Produktionsabfälle, sondern auch durch Abrieb und Zersetzung während der Verarbeitung kontinuierlich neue Mikroplastik-Partikel.
Innovative Technologien im Aufbruch
Trotz der Herausforderungen entwickelt sich der Technologiebereich rasant. Mehrere vielversprechende Ansätze zeichnen sich ab:
Mit unserer Wasser 3.0 PE-X® Technologie liefern wir seit Jahren Antworten für die Industrie und die Kläranlagenbetriebe, wie auch für die Poltik: Wir haben mit unserer Methode das erste Verfahren entwickelt, das die kosteneffiziente und reproduzierbare Entfernung von Mikroplastik aus verschiedenen Wässern ermöglicht. Das Verfahren basiert auf einer Kombination verschiedener physikalisch-chemischer Prozesse. Gepaart mit der einzigartigen und schnellen Mikroplastik-Analytik sind wir in der Lage Prozesse zu monitoren, Eliminationseffizienzen zu ermitteln und über Jahre hinweg flächendeckend Daten aufzuzeichnen.
Trinkwasser: Filtration als Übergangslösung
Während die großtechnischen Lösungen für Abwasserbehandlung stetig weiterentwickelt werden, setzen viele Verbraucher auf Wasserfilter mit Hohlfasermembran-Technologie. Diese können zwar Mikroplastik-Partikel teilweise aus dem Trinkwasser entfernen, allerdings lösen sie das Problem nicht an der Quelle, sondern bieten nur eine End-of-Pipe-Lösung, die es oftmals gar nicht braucht.
Die Trinkwasserqualität in Deutschland gilt zwar als sehr hoch, doch auch hier werden zunehmend Mikroplastik-Partikel nachgewiesen. Studien aus 2024 zeigen besonders besorgniserregende Befunde: Mikroplastik reichert sich nicht nur in verschiedenen Organen an, sondern wurde auch in Plazentaproben gefunden, was mögliche Auswirkungen auf ungeborene Kinder andeutet.
Wirtschaftliche Chancen in der Kreislaufwirtschaft
Die Herausforderung Mikroplastik birgt auch erhebliche wirtschaftliche Potenziale. Innovative Abwasserbehandlungstechnologien ermöglichen nicht nur die Entfernung von Schadstoffen, sondern auch die Wiederverwendung gereinigten Wassers. Mikroplastik-Entfernung kann Wasser, Energie und Kosten sparen und Abwasser wiederverwertbar machen.
Unternehmen, die frühzeitig in entsprechende Technologien investieren, können sich Wettbewerbsvorteile sichern. Nachhaltiges Prozessdesign, Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz gehören dabei untrennbar zusammen.
Ausblick: Integration in bestehende Systeme
Die neue EU-Kommunalabwasserrichtlinie, die Anfang 2025 verabschiedet wurde, enthält auch Vorgaben für Mikroplastik. Kläranlagenbetreiber:innen großer Kläranlagen sollen zweimal im Jahr auf Mikroplastik prüfen. Die Verpflichtung Anlagen entsprechend nachzurüsten oder zu erweitern steht in dieser Novellierung nicht.
Entscheidend wird sein, dass neue Technologien nicht nur technisch funktionieren, sondern auch wirtschaftlich in bestehende Infrastrukturen integriert werden können. Die Entwicklung modularer, nachrüstbarer Systeme steht daher im Fokus. Im Projekt REMEDIES geben wir hierzu bereits breitgefächert und transparent Antworten. Anhand des Transfers der Anlage auf der Kläranlage in Mykonos und ihrer Integration in den laufenden Abwasserreinigungsprozess sowie der Durchführung eines Life-Cycle-Assessments zeigen wir, wie zukünftige Anwendungen umgesetzt werden können.
Handlungsbedarf bleibt hoch
Obwohl 2024 und 2025 wichtige regulatorische Fortschritte gebracht haben, ist der Weg zu einer effektiven Mikroplastik-Kontrolle noch weit. Die Standardisierung der Messmethoden war ein wichtiger erster Schritt, doch die Umsetzung stringenter Grenzwerte und die flächendeckende Implementierung geeigneter Entfernungstechnologien stehen noch aus.
Für eine nachhaltige Lösung des Mikroplastik-Problems bedarf es koordinierter Anstrengungen von Politik, Industrie und Forschung. Die Kombination aus verschärfter Regulation, innovativen Technologien und wirtschaftlichen Anreizen könnte den Durchbruch bringen – wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Wir sind bereit! Aber Fakt ist: Der Kampf gegen Mikroplastik ist ein Marathon, kein Sprint. Aber die ersten Schritte sind getan, und die Richtung stimmt.